Konjunkturexperten in Sorge Regierung übt Zuversicht
04.08.2008, 13:41 UhrDie Bundesregierung erwartet trotz warnender Expertenstimmen keinen abrupten Rückschlag für die Konjunktur. Es gebe derzeit keinen Grund, die Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr zu verändern, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg. Er verwies auf die positive Entwicklung in einigen Wirtschaftsbereichen und den Export.
Die Schätzungen von 1,7 Prozent für 2008 und 1,2 Prozent für 2009 seien zudem "schon verhalten" angesetzt worden, um keine überzogenen Hoffnungen zu wecken. Fragen nach neuen Konjunkturprogrammen wies er zurück. Nach einem bereits vereinbarten 25-Milliarden-Euro-Programm und zwei Klimaschutzpaketen gelte es die Entwicklung zu verstetigen, "aber nicht mit neuen Programmen".
Das ifo Institut hatte in seiner monatlichen Befragung von 7000 Unternehmen im Juli bereits einen wachsenden Pessimismus registriert. Der ifo-Geschäftsklimaindex brach von 101,2 auf 97,5 Punkte ein. Vor allem bei den Erwartungen für die kommenden Monate äußerten sich die Firmen so skeptisch wie seit fast sechs Jahren nicht mehr.
"Nicht so schlimm, wie es sich anhört"
"Wir müssen uns warm anziehen für die zweite Jahreshälfte", warnte der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. Die jüngsten Zahlen zum Auftragseingang seien beunruhigend, denn sowohl aus Übersee wie aus Europa selbst gehe die Nachfrage zurück. Der Volkswirt schließt nicht aus, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession fällt und zwei Quartale hintereinander schrumpfen wird.
"Das ist aber nicht so schlimm, wie es sich anhört. Es handelt sich dabei zunächst vor allem um einen Rückschlag nach dem ersten Quartal, das wegen Sondereffekten sehr gut ausgefallen war." Zu Jahresbeginn war die Wirtschaft um 1,5 Prozent gewachsen. Der Arbeitsmarkt sei ein Spiegel der Konjunktur und schwäche sich ebenfalls ab.
Walter skeptisch
Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, hatte am Wochenende vor allem die Aussichten der deutschen Exportwirtschaft skeptisch beurteilt. Die hohe Nachfrage aus Schwellenländern werde die Nachfrageausfälle aus den USA, Japan und dem Euro-Raum nicht kompensieren können, sagte Walter. Auf dem Arbeitsmarkt werde es während des gesamten Jahres 2009 schlechte Nachrichten geben.
Im Juli war die Zahl der offenen Stellen in der freien Wirtschaft nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit um 38.000 auf 424.000 gesunken. Das deutete nach Ansicht von Arbeitsmarkt-Experten bereits auf eine leicht sinkende Nachfrage nach Arbeitskräften in vielen Unternehmen hin.
Quelle: ntv.de