Zu groß für die Pleite Rettungspaket für AIG
16.09.2008, 17:09 UhrDie US-Regierung eilt nach bisher unbestätigten Angaben dem schwer angeschlagenen US-Versicherer American International Group (AIG) zur Hilfe. Zur Rettung des zweitgrößten Versicherungskonzerns der Welt werden offenbar auch staatliche Gelder bereitgestellt. Bei den Diskussionen lägen Regierungsmittel auf dem Tisch, sagten Wall-Street-Insider dem US-Fernsehsender CNBC. Die Nachricht sorgte an den Börsen für große Erleichterung: Der Dow-Jones-Index drehte kurzzeitig ins Plus, auch der Dax konnte seine Verluste eingrenzen.
Anders als im Fall der insolventen Investmentbank Lehman Brothers hatten Experten mit staatlicher Hilfe für den von der Finanzmarktkrise schwer getroffene US-Versicherungskonzern gerechnet. Nach Einschätzung von Professor Martin E. Morlock bleibt den staatlichen Stellen bei AIG keine andere Wahl. Auch die Finanzwelt werde sich einen Zusammenbruch nicht leisten wollen und können, sagte der Experte für Versicherungswirtschaft der Universität Gießen. "Hier würde es dann einen Domino-Effekt geben", warnt Morlock.
Versicherungen und Investmentbanken sind auf verschiedenen Ebenen eng miteinander verflochten. So hält zum Beispiel der französische Versicherungskonzern Axa nach eigenen Angaben einen Anteil von 0,05 Prozent an der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers. Einschließlich Darlehen sei Axa mit 300 Mio. Euro bei Lehman engagiert. Das Engagement bei AIG summiere sich auf 150 Mio. Euro, darunter eine Beteiligung von 0,02 Prozent. In den Medien genannte darüber hinaus gehende Anteile würden von Axa nur verwaltet, erklärte der Konzern.
Der Gouverneur greift ein
Am Montag hatte der für die behördliche Aufsicht zuständige Gouverneur des Bundesstaates New York, David Paterson, dem Unternehmen mit einer Regellockerung eine Verschnaufpause verschafft.
"Der Gouverneur von New York hat die Bedingungen gelockert, so dass sich die AIG zumindest teilweise selbst finanziell stützen kann", erläuterte Morlock. AIG "kränkele" nach seinen Worten "schon seit einiger Zeit". Gegenwärtig gelinge es ihr nicht, am Kapitalmarkt Geld zu bekommen.
"Wenn AIG es nicht aus eigener Kraft schafft, dann wird am Ende ein Rettungspaket geschnürt", prophezeite Morlock. "Davon bin ich felsenfest überzeugt. Die AIG hat viele Hurrikan-Schäden versichert und wenn hier keine Zahlungen an Geschädigte erfolgen können, dann hat das in den USA massive Auswirkungen. Als letztes Mittel wird AIG vielleicht unter Staatsaufsicht gestellt - aber gerettet."
Ansteckende Risiken?
Folgen für Lebensversicherungsnehmer in Deutschland sieht der Versicherungsexperte nicht. "Hier kann man die Sparer beruhigen. Ich sehe hier kein Risiko. Die deutschen Lebensversicherungen sind mit hohen Sicherheitsmechanismen ausgestattet. Auch die Überschussbeteiligungen sind akut nicht gefährdet. Wenn das Zinsniveau langfristig sinkt, wovon ich ausgehe, und parallel dazu viele Anleger raus aus Aktien und rein in Anleihen und Festgeld flüchten, könnten es die Versicherer aber schwieriger haben, die gegenwärtigen Niveaus der Überschussbeteiligung zu halten."
Quelle: ntv.de