Jobabbau und Garantien Rettungsring für WestLB
08.02.2008, 07:37 UhrMit einem Abbau von bis zu 1500 Stellen und milliardenschweren Garantien für Risiken aus dem Wertpapiergeschäft soll die angeschlagene WestLB wieder auf die Beine kommen. Für die Neuausrichtung der Bank soll weiterhin ein Zusammengehen mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ausgelotet werden, sagte Aufsichtsrats-Chef Michael Breuer in Düsseldorf. Die Eigentümer der drittgrößten deutschen Landesbank mit weltweit noch 5900 Beschäftigen hatten in einer nächtlichen Sitzung neben dem drastischen Stellenabbau ferner beschlossen, die WestLB mit Garantien in einer Gesamthöhe von fünf Milliarden Euro von wesentlichen Risiken aus dem Wertpapiergeschäft zu befreien.
Dazu werden Papiere in einem Volumen von etwa 23 Milliarden Euro in einer Zweckgesellschaft außerhalb der Bank gebündelt. Die Finanzierung dieser Gesellschaft werde durch die Garantie der Eigentümer abgesichert. Entstehen durch diese Wertpapiere Verluste, springen die Eigentümer entsprechend ihrer Anteile bis zur Höhe von zwei Milliarden Euro ein. Weitergehende Verluste von bis zu drei Milliarden Euro werden vom Land Nordrhein-Westfalen getragen.
Der Abbau der Arbeitsplätze soll "so sozialverträglich und kooperativ wie möglich" gestaltet werden, sagte der Vorstandsvorsitzende der WestLB, Alexander Stuhlmann. "Aber jeder muss verstehen, dass die Situation der WestLB keine andere Möglichkeit lässt". Nur mit Hilfe der Stellenstreichungen könne die große Mehrzahl der Arbeitsplätze gesichert werden. Der Stellenabbau soll im Zeitraum bis 2010 erfolgen. Betroffen sind Stellen im In- und Ausland.
Kosteneinsparungen und höhere Erträge
"Das ist ein gutes Ergebnis, mit dem sich alle Beteiligten sehen lassen können", sagte der nordrhein-westfälische Finanzminister Helmut Linssen (CDU). "Das Land hat eine weit über die eigene Kapitalbeteiligung hinausgehende Verantwortung übernommen." Es strebe nicht von sich aus die Mehrheit an der WestLB an.
Neben Kosteneinsparungen in Höhe von 300 Millionen Euro sollen die Erträge um rund 100 Millionen Euro erhöht werden. Das Verbundgeschäft mit den Sparkassen und Privatkunden solle gestärkt und das Geschäft mit dem Mittelstand ausgebaut werden. "Dabei möchte ich betonen, dass wir nicht in Konkurrenz zu den Sparkassen, sondern gemeinsam mit ihnen wachsen wollen", sagte Stuhlmann.
Die deutsche Finanzaufsicht BaFin begrüßte die Einigung der Eigentümer. Die Einigung enthalte eine "umfassende Abschirmung der Risiken", sagte BaFin-Sprecherin Sabine Reimer in Bonn. Die Anteilseigner hätten damit auch im Interesse des Finanzplatzes Deutschland "verantwortungsvolle Handlungsfähigkeit" bewiesen. Bei den nächtlichen Gesprächen in Düsseldorf seien auch BaFin-Präsident Jochen Sanio und Bundesbank-Präsident Axel Weber dabei gewesen.
Deftige Kapitalspritze
Die WestLB hatte 2007 durch Fehlspekulationen und die Verwerfungen auf den Finanzmärkten einen Verlust von rund einer Milliarde Euro eingefahren. Zusätzlich sind Abschreibungen von einer Milliarde Euro angekündigt. Die Anteilseigner der Bank hatten sich bereits darauf verständigt, der Bank mit einer Kapitalspritze von zwei Milliarden Euro zu helfen.
Die Aktien-Mehrheit an der WestLB halten die Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen. Das Land Nordrhein-Westfalen hält direkt und indirekt über die NRW.BANK rund 38 Prozent. Auch zwei kommunale Landschaftsverbände sind beteiligt.
Quelle: ntv.de