Düstere Prognosen Rezession unausweichlich
05.12.2008, 15:17 UhrDeutschland droht 2009 eine der tiefsten Rezessionen seit Gründung der Bundesrepublik. Wegen der dramatischen konjunkturellen Lage sind in den vergangenen Wochen die Prognosen weiter nach unten korrigiert worden, zuletzt von der Bundesbank. Die Bundesbank befürchtet für 2009 einen so starken Wirtschaftseinbruch wie zum Ende des Booms nach der Wiedervereinigung Anfang der 90er Jahre.
Da sich die Aussichten für die deutsche Wirtschaft wegen Finanzkrise und Rezession seit Herbstbeginn "markant verschlechtert" hätten, senkten die Notenbank-Experten ihre früheren Prognosen kräftig. Preis- und kalenderbereinigt erwartet die Bundesbank nun 2009 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,8 Prozent. Dies wäre das schlechteste Ergebnis seit dem Rezessionsjahr 1993. Davor war die Wirtschaft nur einmal in der Geschichte der Bundesrepublik noch stärker rückläufig, und zwar nach der Ölkrise im Jahr 1975 mit einem Minus von 0,9 Prozent. Noch im Juni war die Bank von einem moderaten Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent ausgegangen.
Erst 2010 dürfte die Konjunktur wieder anziehen, hieß es. Dann erwarten die Notenbanker ein BIP-Wachstum von 1,2 Prozent. Deutschland werde dann von einer leichten Belebung der Weltwirtschaft profitieren, meint Bundesbank-Chef Axel Weber.
Erste Auswirkungen schon jetzt
Bereits in diesem Jahr schlägt die Krise trotz eines guten Jahresauftakts durch: Die Bundesbankexperten senkten ihre Wachstumsprognose von 2,3 auf 1,6 Prozent. Besonders tief in die Rezession schlittern wird die deutsche Wirtschaft nach Ansicht der Bundesbank in den kommenden Monaten. "Im Winterhalbjahr 2008/2009 ist mit einem erheblichen Rückgang der realwirtschaftlichen Aktivität zu rechnen."
Das vierte Quartal werde miserabel ausfallen. Der Arbeitsmarkt wird auf die Wirtschaftsschwäche mit Verzögerung reagieren, einen harten Rückschlag erwartet die Bundesbank aber nicht.
Auf einer Linie
Mit ihren Wirtschaftsprognosen liegt die Bundesbank im Großen und Ganzen auf einer Linie mit der Bundesregierung und verschiedenen internationalen Organisationen. So rechnen auch der Internationale Währungsfonds und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) damit, dass die deutsche Wirtschaft 2009 um 0,8 Prozent schrumpft. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung korrigierte vor kurzem seine Erwartung von 0,0 Prozent auf minus 0,2 Prozent nach unten.
Finanzminister Steinbrück verwies auf Schätzungen, wonach die Wirtschaft um bis zu ein Prozent zurückgehen könnte. Offiziell prognostiziert die Bundesregierung jedoch ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent und hat damit die optimistischste Erwartung. Wesentlich pessimistischere Töne schlug am Freitag Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter an. Der renommierte Experte kann sich einen BIP-Rückgang um bis zu vier Prozent vorstellen, sollte die Politik nicht entschlossener gegensteuern.
Quelle: ntv.de