Verbesserte BHP-Offerte Rio Tinto lehnt ab
06.02.2008, 17:22 UhrIm milliardenschweren Übernahmekampf um den Bergbaugiganten Rio Tinto verschärft der Wettbewerber BHP Billiton die Gangart. BHP erhöhte sein Angebot, das nun einen Wert von 147,4 Milliarden Dollar (100,6 Mrd Euro) hat. Für jede Rio Tinto-Aktie würden 3,4 eigene Papiere bezahlt. Bisher lag die Offerte bei 3 Aktien. Die Konzernführung von Rio Tinto lehnte die neue Offerte von BHP jedoch einstimmig ab. Es sei nicht im Interesse der Aktionäre. BHP will notfalls auch eine feindliche Übernahme.
Sollte es dennoch zu der Fusion der beiden australisch-britischen Konkurrenten kommen, wäre es die größte Übernahme im Bergbausektor und die insgesamt zweitgrößte seit jeher. Bei der bislang teuersten Akquisition schluckte der Telekommunikationskonzern Vodafone im Jahr 1999 den Industriekonzern Mannesmann.
Mit dem Zusammenschluss von Rio Tinto und BHP entstünde der weltgrößte Rohstoffkonzern mit einem geschätzten Wert von 350 Milliarden Dollar. Die Übernahme würde 3,7 Milliarden Dollar Synergieeffekte im Jahr bringen, sagte BHP-Chef Marius Kloppers.
Gespr äche mit Chinalco und Alcoa
Da Rio Tinto seit vergangener Woche mit dem gemeinsamen Einstieg des chinesischen Konzerns Chinalco und des US-Unternehmens Alcoa einen neuen Großaktionär an Bord hat, halten Branchenkenner es für möglich, dass ein Bieterwettstreit um den in Großbritannien, Australien und den USA beheimateten Rio-Tinto-Konzern entbrennen könnte. BHP-Billiton-Chef Marius Kloppers kündigte an, Gespräche mit Chinalco und Alcoa über Rio Tinto führen zu wollen.
Chinalco ist zusammen mit dem Aluminiumkonzern Alcoa mit neun Prozent an Rio Tinto beteiligt. Vergangene Woche hatten die beiden Konzerne zwölf Prozent der an der Londoner Börse notierten Rio-Tinto-Anteile für rund 14 Milliarden Dollar erworben. Da Rio Tinto zusätzlich in Australien notiert ist, liegt der Gesamtanteil am Unternehmen dennoch bei neun Prozent. Noch am Montag hatte der Chinalco-Chef Xiao Yaqing gesagt, es handele sich bei der Rio-Tinto-Beteiligung um ein strategisches Investment, Chinalco plane keinen Ausbau der Beteiligung. China soll jedoch besorgt sein, dass BHP und Rio Tinto zusammen ein Monopol auf dem Eisenerzmarkt erhielten, von dem China als größter Stahlproduzent massiv abhängig wäre.
BHP mit einem Gewinn von sechs Milliarden Euro
Das neue Angebot bewertet Rio Tinto basierend auf dem Schlusskurs vom 4. Februar. BHP setzte eine Mindestannahmequote von 50 Prozent fest. Die Übernahme müsste von den Wettbewerbsbehörden in Australien, den USA und Europa genehmigt werden. Rio Tinto teilte mit, das Angebot werde gründlich geprüft. Bisher hatte das Unternehmen eine Übernahme abgelehnt. An der Londoner Börse verloren BHP-Titel im Nachmittagshandel etwa 4,5 Prozent und notierten zeitweilig bei 1526 Pence (gut 20 Euro). Papiere von Rio Tinto fielen leicht ab um 0,33 Prozent auf 5416 Pence.
Etwa zeitgleich zur Bekanntgabe seiner Übernahmepläne gab BHP die Zahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2007/2008 (30. Juni) bekannt. Demnach verzeichnete der Minenkonzern unter dem Strich einen Gewinn von 6 Milliarden Euro, ein Minus von 2,4 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 6,4 Prozent auf 11,2 Milliarden Dollar. Unter Einbeziehung der Abschreibungen (EBIT) erhöhte sich das Ergebnis um 5,4 Prozent auf 9,6 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg um 15,5 Prozent auf 25,5 Milliarden Dollar. Die Dividende soll kräftig um 45 Prozent auf 0,29 Dollar je Aktie steigen.
Quelle: ntv.de