Konjunktur bleibt in Schwung Risiken für Preisstabilität
15.06.2007, 07:57 UhrDer Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nach Worten von Bundesbank-Präsident Axel Weber noch weit von einem Niveau entfernt, wo er die Konjunktur bremsen würde. Die Wachstumsaussichten für Deutschland und die Euro-Zone seien günstig und mit Inflationsgefahren verbunden. "Vor dem Hintergrund eines positiven wirtschaftlichen Umfeldes im Euro-Raum ist unsere Geldpolitik noch auf der akkommodierenden Seite und weit davon entfernt, restriktiv zu sein", sagte Weber auf einer Tagung der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer in London.
Der EZB-Rat hatte vergangene Woche den Leitzins zum achten Mal seit Ende 2005 um 25 Basispunkte auf nunmehr 4,0 Prozent angehoben. Binnen anderthalb Jahren verdoppelte die EZB den Schlüsselzins für ihre Kredite an Geschäftsbanken, um den Preisauftrieb während der Konjunkturerholung zu begrenzen. An den Finanzmärkten wird im September mit einem weiteren Zinsschritt auf dann 4,25 Prozent gerechnet. Den Höhepunkt sehen Analysten bei 4,5 Prozent in diesem oder im nächsten Jahr erreicht.
"Geldpolitik muss vorausschauend sein"
Die Teuerungsrate im Euro-Raum lag im Juni den zehnten Monat in Folge mit 1,9 Prozent im Zielbereich der EZB von Raten unter, aber nahe zwei Prozent. Doch Weber verwies darauf, dass die EZB-Stabsprojektionen für dieses und das kommende Jahr einen höheren Preisanstieg abschätzen. Für dieses Jahr beträgt die Prognosespanne 1,8 bis 2,2 Prozent Preisanstieg; für 2008 reicht sie von 1,4 bis 2,6 Prozent. "Die Geldpolitik muss in vorausschauender Art ausgeführt werden, und darf nicht darauf warten, bis die Risiken für die Preisstabilität eintreten", warnte Weber und bekräftigte, dass eine zunehmende Kapazitätsauslastung in der Wirtschaft ebenso wie der hohe Ölpreis und das starke Geldmengenwachstum die Preisstabilität gefährdeten.
Moderates Lohnwachstum hat Weber zufolge maßgeblich zum Aufschwung der deutschen Wirtschaft in den vergangenen beiden Jahren beigetragen. Die Konjunktur werde auch in den kommenden Quartalen in Schwung bleiben. Die Nachfrage nach hochwertigen Exportgütern der deutschen Industrie werde rege bleiben. Die Unternehmen würden weiterhin kräftig investieren, was auch an der guten Stimmung in Umfragen zu erkennen sei. Und schließlich werde die wachsende Beschäftigung den Konsum stärken. "Es gibt die Voraussetzungen dafür, dass der Aufschwung noch eine beträchtliche Zeit lang weitergehen kann."
Quelle: ntv.de