Ordentliches Wachstum Robuste Wirtschaft
17.04.2008, 11:36 UhrDie führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen dieses Jahr nur noch mit einem Wachstum von 1,8 Prozent. Für 2009 rechnen sie mit einem Plus von 1,4 Prozent. Konjunkturbremser sind der starke Euro, die hohen Ölpreise und die Finanzkrise. Der Abbau der Arbeitslosigkeit gehe dagegen rasch voran, heißt es in dem Frühjahrsgutachten.
Am Arbeitsmarkt erwarten die Forscher in diesem Jahr weiteren Aufwind und sagen im Schnitt rund 3,2 Millionen Arbeitslose voraus. 2009 dürfte die Zahl sogar knapp unter die Drei-Millionen-Marke fallen. Die Bundesregierung legt in der nächsten Woche ihre neue Prognose vor. Bislang sagt sie für 2008 ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent voraus.
Finanzkrise verhagelt Prognosen
Eine Kernbotschaft des Frühjahrsgutachtens mit dem Titel "Folgen der US-Immobilienkrise belasten Konjunktur" lautet, dass die Risiken für die Konjunktur zwar groß seien, die deutsche Wirtschaft sich aber bisher robust gezeigt habe. Die Finanzmarktkrise sei allerdings noch lange nicht ausgestanden, warnen die Institute. Die absehbare Konjunkturabkühlung wegen der Finanzkrise solle jedoch ausgesessen werden. Auf ein Konjunkturprogramm sollte der Staat lieber verzichten, raten die Ökonomen.
Im Herbst hatten die Forscher für 2008 noch einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 2,2 Prozent veranschlagt und für nächstes Jahr plus 2,9 Prozent vorausgesagt. Allerdings haben sich seitdem wegen der Finanzkrise die Konjunkturrisiken verschärft. Zahlreiche andere Organisationen senkten deshalb bereits ihre Wachstumsprognosen.
Inflation bleibt Risiko
Wenig Entspannung erwarten die Institute an der Inflationsfront. Für die Verbraucherpreise veranschlagen sie in diesem Jahr einen Anstieg von 2,6 Prozent, der sich 2009 zwar auf 1,8 Prozent abschwächen dürfte. Allerdings bleibe vor allem der Ausblick für das kommende Jahr mit dem Risiko behaftet, dass sich Nahrungsmittel womöglich nicht nur vorübergehend verteuern.
Eine Rezession in Deutschland, wie sie derzeit in den USA droht, erwarteten die Experten trotz der abflauenden Konjunktur nicht. In der größten Volkswirtschaft der Welt in Übersee steuere die Wirtschafts- und Geldpolitik bereits gegen. Deshalb dürfte es auch in den USA im Jahresverlauf wieder bergauf gehen. In der Euro-Zone rechnen die Forscher bis Ende 2009 nicht mit einer Änderung des Leitzinses der Europäischen Zentralbank (EZB) von vier Prozent. Weder für Erhöhungen noch für Senkungen gebe es derzeit Spielraum.
In ihrer Prognose unterstellten die Forscher für 2008 und 2009 einen Euro-Kurs von 1,58 Dollar. Beim Ölpreis veranschlagten sie in diesem Jahr 98 Dollar für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent, für nächstes Jahr 100 Dollar.
An der Gemeinschaftsdiagnose haben erstmals acht Institute mitgewirkt. Dies sind das Kieler IfW, das Münchner Ifo-Institut, das IWH aus Halle, das RWI Essen, das gewerkschaftsnahe IMK aus Düsseldorf, das Züricher KOF sowie die beiden Wiener Institute Wifo und IHS.
Quelle: ntv.de