IPO am 14.Juli Rosneft hält an Plänen fest
26.06.2006, 12:15 UhrDer staatliche russische Ölkonzern Rosneft hält trotz eines schwachen Marktumfeldes an seinem geplanten Börsengang fest und will dabei bis zu elf Mrd. Dollar einstreichen. Die Erstnotierung (IPO) könnte damit der fünftgrößte Börsengang aller Zeiten werden. Rosneft und die beteiligten Banken bewerteten das Unternehmen in einer Mitteilung mit etwa 60 bis 80 Mrd. Dollar. Das hielten einige Analysten für übertrieben. Zudem trüben drohende Gerichtsklagen von Yukos-Aktionären die Aussichten auf ein erfolgreiches Börsendebüt des drittgrößten Ölkonzerns Russlands.
"Wir freuen uns darauf, in den nächsten Wochen Investoren zu treffen und in Zukunft eines der größten öffentlich gehandelten Energieunternehmen der Welt zu werden", teilte Rosneft-Chef Sergej Bogdantschikow mit. Der Konzern habe bereits von mehreren großen Interessenten Anfragen für größere Aktienpakete erhalten. Die Roadshow für den Börsengang sollte am Montag beginnen. Angesichts fallender Aktienkurse in Schwellenländern waren zuletzt Zweifel an dem Erfolg des geplanten IPO aufgetaucht. So ging der Börsenwert des russischen Konzerns Lukoil auf 59 Mrd. Dollar von mehr als 77 Mrd. Dollar zu Anfang Mai zurück.
Nach Angaben aus Bankenkreisen könnte Rosneft am 14. Juli und damit wenige Tage vor dem Gipfeltreffen der G-8-Staaten in Russland an die Börse gehen. Die Regierung in Moskau will den IPO dabei als einen Beitrag für die Sicherung der weltweiten Energieversorgung präsentieren. Allerdings bleibt Rosneft auch nach dem geplanten Börsengang fest in der Hand des russischen Staates: Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters bringt Rosneft lediglich einen Anteil von höchstens 19 Prozent an die Börse.
Rosneft hatte vor wenigen Tagen offiziell angekündigt, im Juli erstmals Firmenanteile an die Börse zu bringen. Über die Details des IPO und den geschätzten Marktwert von Rosneft gab es bislang aber nur wenige Informationen. Nun gab Rosneft bekannt, dass es sich mit den am IPO beteiligten Banken auf eine Ausgabespanne je Aktie von 5,85 Dollar bis 7,85 Dollar verständigt habe. Die Wertpapiere sollen an den beiden wichtigsten Moskauer Handelsplätzen sowie der London Stock Exchange (LSE) notiert werden. Die vier beteiligten Banken sind ABN AMRO, J.P. Morgan, Morgan Stanley und Dresdner Kleinwort Wasserstein.
Konkret beläuft sich das Grundangebot an Aktien laut Rosneft auf einen Wert von 8,5 Mrd. Dollar. Dabei seien aber noch eine Mehrzuteilungsoption (Greenshoe-Option) oder eine Wandelanleihe im Umfang von bis zu 400 Millionen neuen Aktien denkbar. Damit könnte der Wert des Rosneft-Börsengangs auf bis zu 11,6 Mrd. Dollar steigen. Zum Vergleich: Der Börsengang der Deutschen Telekom hatte einen Wert von 13 Mrd. Dollar. In Bankenkreisen hieß es, Rosneft werde mit der angepeilten Summe überbewertet.
Der angeschlagene russische Ölkonzern Yukos hatte vergangene Woche die britische Finanzaufsicht FSA aufgefordert, den geplanten Börsengang des staatlichen Konkurrenten zu verhindern. Das IPO von Rosneft bedeute den Verkauf gestohlenen Eigentums. Yukos-Aktionäre kündigten an, Käufer von Rosneft-Aktien mit "lebenslangen Klagen" überziehen zu wollen. Yukos war in einer Auseinandersetzung zwischen Firmengründer Michael Chodorkowski und der russischen Regierung von Präsident Wladimir Putin Ende 2004 zerschlagen worden. Die wichtigste Firmeneinheit Yuganskneftegaz ging dabei an Rosneft.
Quelle: ntv.de