Preiserhöhungen willkommen Rückversicherer beraten
08.09.2008, 16:10 UhrDie großen Rückversicherer wollen sich nicht auf einen Preiskampf einlassen. Bei ihrem traditionellen Treffen in Monte Carlo, wo die Neuverhandlung der Kundenverträge eingeläutet wird, betonten Unternehmen wie die Münchener Rück, Hannover Rück und die Swiss Re, vor allem ihre Rentabilität im Auge zu haben.
"Für uns steht der Erhalt der Marge im Vordergrund, auch wenn das bedeutet, dass die Volumen sinken", sagte Swiss-Re-Manager Michel Lies am Montag. Ähnlich hatte sich bereits am Sonntag die Münchener Rück geäußert, der weltgrößte Rückversicherer.
Die Münchner hoffen wegen der Finanzkrise und höheren Schäden durch Naturkatastrophen auf baldige Preissteigerungen in der Branche. Das würde eine Trendwende bedeuten, nachdem in den vergangenen Jahren ein harter Wettbewerb und vergleichsweise geringe Schäden durch Hurrikane zu Preisnachlässen geführt hatten.
Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek sagte, der Konzern werde Risiken weiter nur zu angemessenen Preisen absichern. Jeworrek hatte immer wieder betont, notfalls auch Umsatzeinbußen hinzunehmen. Rückversicherer übernehmen Risiken von Erstversicherern. Bei der Münchener Rück und Swiss Re stehen zum Jahreswechsel rund zwei Drittel der Kontrakte in der Schaden/Unfall-Rückversicherung zur Neuverhandlung an.
Hoffen auf baldige Preiserhöhungen
Für eine Trendwende sprechen Jeworrek zufolge mehrere Faktoren. So sei die Kapitalbasis der Anbieter weltweit 2008 erstmals nach fünf Jahren wieder rückläufig. Die Gewinne der fünf größten Konzerne seien im ersten Halbjahr um mehr als ein Drittel eingebrochen. Eine billige Refinanzierung sei zudem mitten in der Finanzkrise schwierig. Auch seien zuletzt höhere Schäden angefallen.
Aktien der Münchener Rück legten zum Wochenbeginn in einem stark steigenden Gesamtmarkt um knapp fünf Prozent auf 107,76 Euro zu. Swiss-Re-Papiere verteuerten sich um mehr als sieben Prozent auf 70 Franken. Die Anteilsscheine der Hannover Rück stiegen um über vier Prozent auf 29,03 Euro.
Hannover Rück verliert Chef
Die Hannover Rück teilte unterdessen mit, dass ihr Vorstandschef Wilhelm Zeller nächstes Jahr aufhört. Er wird im Juni 65 Jahre alt. Zeller ist seit 1996 im Amt und hat mit dem weltweit viertgrößten Rückversicherer Höhen und Tiefen durchlaufen. Die Hannover Rück, die sich noch nicht zu einem Nachfolger äußern wollte, gehört mehrheitlich Deutschlandsdrittgrößtem Erstversicherer Talanx.
Durch Hurrikan "Gustav" rechnet die Hannover Rück mit einer Nettobelastung von 35 bis 75 Mio. US-Dollar. Insgesamt erwartet der Konzern einen versicherten Schaden von 2,5 bis 9,0 Mrd. US-Dollar, den die Branche stemmen muss. Er bezieht sich dabei auf Prognosen internationaler Experten. Die Münchener Rück schätzt die Branchenbelastung auf fünf bis sechs Mrd. US-Dollar, wollte die eigenen Lasten aber nicht genauer beziffern.
"Gustav" war zuletzt über die Öl-Plattformen im Golf von Mexiko hinweggefegt und hatte die Küste in der Nähe von New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana getroffen. Die Jazz-Metropole im Süden der USA war schon 2005 vom Wirbelsturm "Katrina" heimgesucht worden. Dieser kostete die Branche allein mehr als 60 Mrd. US-Dollar, so viel wie kein anderer Sturm bislang.
Zeller sagte, die Hannover Rück verfolge auch Hurrikan "Ike" mit Sorge. Dieser erreichte am Sonntagabend Kuba und trieb dort mehr als eine Million Menschen in die Flucht. "Gustav" sieht Zeller durch das sogenannte Großschadenbudget von rund 400 Mio. Euro abgedeckt. Diese Summe wurde für 2008 für Hurrikane und andere Katastrophen zurückgelegt.
Quelle: ntv.de