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Finanzkrise und Tarifstreit Ruf nach Metall-Gipfel

Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie haben die Arbeitgeber wegen der Finanzkrise einen "Metall-Gipfel" vorgeschlagen. Dabei solle nicht mehr auf regionaler, sondern auf Bundesebene verhandelt werden, sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser in Berlin. Die "traditionellen Verfahren" von Tarifrunden passten nicht mehr in die derzeitige Lage. Die IG Metall wies den Vorschlag als "taktisches Manöver" zurück. Im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg starteten Arbeitgeber und Gewerkschaft in ihre zweite Tarifrunde.

Gesamtmetall erklärte, wegen der Finanzkrise und ihrer Folgen für die Realwirtschaft sei ein "Schulterschluss der Tarifparteien" notwendig. Nach Vorstellungen des Verbandes würden Arbeitgeber und Gewerkschaften ihre Tarifrunden in den einzelnen Bezirken unterbrechen und die regionalen Vertreter gemeinsam auf Bundesebene beim Metall-Gipfel verhandeln. Dadurch könnten die Tarifpartner einen "Sprung versuchen" und das Verfahren deutlich verkürzen.

Angesichts der Krise wüchsen "Nervosität und Unsicherheit" in den Betrieben, sagte Kannegiesser. Es sei "irritierend", dass die IG Metall dies nicht erkennen wolle. Eine aktuelle Umfrage in der Metall- und Elektroindustrie habe gezeigt, dass zwar viele Unternehmen noch nicht direkt von der Finanzkrise betroffen seien. Gleichzeitig spürten die Unternehmen aber häufiger Finanzierungsprobleme ihrer Kunden, Stornierungen von Aufträgen gingen inzwischen über das Normalmaß hinaus. Bleibe die IG Metall bei ihrer Forderung nach acht Prozent mehr Lohn, "würde unser Tarifsystem auseinanderfliegen", sagte Kannegiesser. Für viele Betriebe sei ein derart hoher Abschluss "nicht mehr machbar".

Fehlendes Angebot beklagt

IG-Metall-Chef Berthold Huber wies den Vorschlag der Arbeitgeber als Manöver zurück, das die Verhandlungen verzögern solle: "Es liegt nicht an den Verhandlungspartnern und den Aushandlungsmechanismen, sondern an dem fehlenden Angebot der Arbeitgeber, dass wir nicht weiterkommen", erklärte er. Kannegiesser wies diese Kritik zurück: Der Vorschlag für einen Metall-Gipfel sei keine Verzögerungstaktik, betonte er. Wenn sich die IG Metall darauf aber nicht einlasse, beschritten auch die Arbeitgeber den "klassischen Weg" regionaler Verhandlungsrunden. "Es wird sicher nicht einfach, eine Lösung zu finden", hob er hervor. Mögliche Streiks in der aktuellen Situation bezeichnete er als eigentlich "verrückt".

Zum Auftakt zur zweiten Verhandlungsrunde im baden-württembergischen Sindelfingen machten die südwestdeutschen Arbeitgeber der Gewerkschaft kein konkretes Angebot, sondern schlugen ebenfalls den Metall-Gipfel vor. Durch diese "Verweigerungshaltung" und die "Verantwortungslosigkeit" der Arbeitgeber rücke eine baldige Lösung in die weite Ferne, kritisierte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hoffmann. Kannegiesser kündigte allerdings an, in der dritten Verhandlungsrunde in der kommenden Woche ein Angebot unterbreiten zu wollen.

Die IG Metall fordert bundesweit für die 3,6 Mio. Beschäftigten der Branche ein Gehaltsplus von acht Prozent. Angesichts der Finanzkrise kam die Gewerkschaft den Arbeitgebern aber einen Schritt entgegen und erklärte eine Laufzeit des Tarifvertrags von 20 Monaten oder länger anstatt der gewünschten zwölf Monate für machbar. Die Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie läuft bis zum 31. Oktober, danach sind Streiks möglich.

Quelle: ntv.de

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