Gashahn zugedreht Russland "enteignet" BP
22.06.2007, 17:23 UhrRussland setzt die Verstaatlichung seiner Energiewirtschaft konsequent fort. Nach jahrelangem massiven Druck des Kreml gab der britische Ölkonzern BP die Kontrolle über eines der weltgrößten Gasfelder deutlich unter Wert an den staatlichen Monopolisten Gazprom ab. Die Kowykta-Vorkommen in Sibirien reichen aus, um die ganze Welt fast ein Jahr lang mit Gas zu versorgen. Russland hatte BP mit einem Lizenzentzug gedroht, weil die Produktion hinter den Vorstellungen der Regierung zurückblieb.
Auch nach der Einigung bei einem Treffen im Kreml stritten sich die Firmen um den Preis für die Beteiligung: Während die russische BP-Tochter TNK-BP von einem Kaufpreis von 700 bis 900 Mio. Dollar sprach, beharrte Gazprom auf einer Spanne zwischen 600 und 800 Mio. Dollar. Diese Summen sind jedoch nach Ansicht von Experten nur ein Bruchteil des wahren Wertes - TNK-BP hat bereits 450 Mio. Dollar in die Ausbeutung des Feldes investiert. TNK-BP wollte das Gas auf dem lukrativen asiatischen Markt verkaufen, aber Gazprom hat diese Pläne immer wieder blockiert. TNK-BP ist mittlerweile die einzige größere Energiefirma in Russland, die in privaten Händen ist.
Ende vergangenen Jahres hatte Gazprom bereits den BP-Rivalen Royal Dutch Shell nach einem monatelangen Streit aus dem weltgrößten Flüssiggasprojekt Sachalin 2 gedrängt. Damals hatte der Kreml den ausländischen Investoren ebenfalls mit einem Entzug der Lizenz gedroht und dies mit Verstößen gegen den Umweltschutz begründet. Die russische Regierung hat in den vergangenen Jahren das lukrative Geschäft mit Öl und Gas fast komplett unter ihre Kontrolle gebracht.
TNK-BP erhielt als Teil der Einigung mit Gazprom die Option, einen 25-prozentigen Anteil an dem Gasfeld zu einem späteren Zeitpunkt zu kaufen -zu einem "unabhängig überprüften Marktpreis". BP vereinbarte gleichzeitig eine breit angelegte internationale Kooperation mit Gazprom. Die beiden Firmen wollen gemeinsam in langfristige Energieprojekte investieren und auf globaler Ebene Firmenteile austauschen. Dabei gehe es zunächst um Projekte im Wert von mindestens drei Mrd. Dollar, erklärte BP-Chef Tony Hayward, der eine gute Miene zum bösen Spiel machte: "Diese historische Einigung legt den Grundstein für eine kraftvolle Kooperation zwischen BP, TNK-BP und Gazprom."
Quelle: ntv.de