Anleger geschockt SAP bricht ein
12.01.2007, 10:00 UhrDas lange Zeit boomende US-Geschäft bremst nun das Wachstum von Europas größtem Softwarekonzern SAP. In seinem Kerngeschäft mit Softwarelizenz-Umsätzen verfehlte SAP seine Wachstumsziele im vergangenen Jahr und schickte seine Aktie am Freitag damit auf Talfahrt.
In Amerika stagnierten die wichtigen Lizenzverkäufe -sie ziehen spätere Wartungs- und Schulungsaufträge nach sich -im vierten Quartal, wie der Konzern am Donnerstagabend mitteilte. In den Vorquartalen hatten die Wachstumsraten noch zwischen 20 und 50 Prozent gelegen. Weltweit legten die Software-Verkäufe im Gesamtjahr 2006 infolgedessen nur um elf Prozent auf 3,1 Mrd. Euro zu. Währungsbereinigt betrug das Plus 13,5 Prozent, das Unternehmen selbst hatte die Messlatte auf 15 bis 17 Prozent gelegt.
Analysten: Probleme zum Teil hausgemacht
Ein Grund für das Verfehlen liegt Experten zufolge im weltweit verringerten Wachstum der Ausgaben für Software. "Die Ergebnisse sind ein Echo von dem, was Oracle in seinen Zahlen gezeigt hat", sagte Kim Caughey von der Fort Pitt Capital Group. Auch der große Rivale, der mit milliardenschweren Zukäufen in den von SAP dominierten Markt eingebrochen ist, hat derzeit mit einem schwächeren Geschäft zu kämpfen.
Ein Sprecher von SAP hob hervor: "Die Entwicklung hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen, unter anderem Währungseffekten." Bei seinen Prognosen hatte der Konzern einen Kurs von 1,23 US-Dollar je Euro zu Grunde gelegt, tatsächlich lag der Kurs 2006 im Mittel aber bei knapp 1,26 US-Dollar.
Das erklärt Analysten zufolge die Probleme allerdings nur teilweise: Vieles sei auch hausgemacht. SAP habe die Kunden mit einer neuen Produktpalette verwirrt, sagte etwa JMP Securities-Analyst Pat Walravens. Dadurch seien dem Unternehmen einige größere US-Aufträge durch die Lappen gegangen.
Vorsprung vor Konkurrent Oracle wächst
"Vielleicht ist aber auch der Wettbewerbsdruck einfach härter geworden und nach drei vier Jahren mit phänomenalem Wachstum in den USA können sie das Tempo nicht halten", sagt JP Morgan-Analyst John Segrich. Nach Einschätzung anderer Branchenexperten hat sich der Preisdruck aber kaum verschärft. Zudem habe SAP gegenüber Hauptkonkurrent Oracle weiter Boden gut gemacht, teilte SAP mit. Den vorläufigen Zahlen zufolge steigerte SAP den weltweiten Marktanteil um drei Prozentpunkte auf 24,2 Prozent.
Solche Erfolgsmeldungen gingen allerdings am Finanzmarkt ebenso unter wie das Erreichen von Zielen bei Gesamtumsatz und Gewinnmarge. In Frankfurt brach die Aktie am Freitag um über acht Prozent auf 38,70 Euro ein und führte damit die Verliererliste im Dax an. Die SAP-Konzernerlöse legten 2006 um elf Prozent auf 9,43 Mrd. Euro zu. Die um Kosten für Akquisitionen und Aktienoptionsprogramme bereinigte operative Gewinnmarge erhöhte sich um 0,6 bis 0,7 Prozentpunkte auf rund 29 Prozent.
Vergangenes Jahr hatte SAP erklärt, die maßgebliche Renditekennziffer 2007 auf über 30 Prozent zu steigern. Bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal hatte Vorstandschef Henning Kagermann aber bereits vermieden, dieses Ziel zu bestätigen. Analysten warten nun mit Spannung darauf, was er bei der Vorlage endgültiger Zahlen am 24. Januar zum Ausblick sagt.
Quelle: ntv.de