Nach der Oracle-Attacke SAP wird aggressiv
24.03.2007, 11:54 UhrDer Softwarekonzern SAP will sich gegen die vom US-Konkurrenten Oracle erhobenen Vorwürfe der Industriespionage zur Wehr setzen. SAP werde die Vorgänge nicht weiter kommentieren, sondern nur klar machen, dass der Konzern sich aggressiv gegen die von Oracle in der Klageschrift getroffenen Behauptungen wehren wird, teilte der Konzern mit.
Oracle hatte bei einem US-Gericht wegen "unternehmerischen Diebstahls in großem Stil" Klage gegen SAP erhoben. Der deutsche Konkurrent soll sich den Vorwürfen zufolge mehrmals unbefugt Zugang zu der Passwort-geschützten Internetseite für Kunden-Support von Oracle verschafft haben. Damit habe SAP "tausende Software-Produkte" des US-Konkurrenten sowie anderes, vertrauliches Material auf eigenen Server kopieren können. "Im Ergebnis hat SAP eine illegale Bibliothek von Oracles urheberrechtlich geschütztem Software-Code und anderem Material gesammelt", heißt es in der Klage.
Der passionierte Segler und Oracle-Chef Larry Ellison liefert sich mit SAP seit Jahren einen erbitterten Wettbewerb. "Wir haben eine gute Chance, im Anwendungsgeschäft SAP abzufangen und zu überholen", hatte er vor kurzem erklärt. Der US-Konzern hatte in den vergangenen drei Jahren mehr als 20 Mrd. Dollar für zwei Dutzend Softwarefirmen ausgegeben, darunter die beiden großen amerikanischen Konzerne Siebel und PeopleSoft.
Die SAP-Aktie verlor am Freitag gut 1,7 Prozent auf 34,25 Euro. Analysten glauben jedoch nicht, dass die Geschichte der Aktie langfristig schaden könnte. Der gute Ruf von SAP könne Schaden nehmen, substanzielle finanzielle Risiken seien jedoch nicht in Sicht, hieß es bei den Experten von Dresdner Kleinwort. Die Aussichten für SAP seien auch nach dem Schritt von Oracle quasi unverändert. Laut Merrill Lynch hat Oracle mit der Endphase des ersten Quartals absichtlich den denkbar schlechtesten Zeitpunkt für die Klageeinreichung gewählt: Angesichts des um 12 Prozent schwächeren Dollars und starker Vorjahreszahlen stelle das laufende Quartal sowieso eine Herausforderung für SAP dar. Stets fänden viele Abschlüsse erst zum Quartalsende statt - nun würden dafür benötigte Managementkapazitäten durch die Klage gebunden. Investoren sollten daher über das laufende Quartal hinausblicken.
Quelle: ntv.de