Ringen um Qimonda Sachsen bewegt sich
19.03.2009, 15:39 UhrAls Rettungsanker für den insolventen Speicherchiphersteller Qimonda wird in Sachsen eine Staatsbeteiligung nicht mehr kategorisch ausgeschlossen. Der Freistaat sei bereit, Zuschüsse, Beihilfen, Darlehen oder Bürgschaften beizusteuern, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) Qimonda-Beschäftigten in Dresden. Nach Gewerkschaftsangaben hatten rund 1500 Qimonda-Beschäftigte vor einer Sondersitzung des Landtags für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstrierten. "Damit das Dach dicht wird, sind wir bereit, den Schlussstein zu setzen", sagte Tillich, ohne das Wort Staatsbeteiligung zu nennen.
Wirtschaftsminister Thomas Jurk wurde in der Sitzung konkreter: "Mit einem Anteil von 25,1 Prozent hätten wir die Sperrminorität, die unser Engagement absichern hilft", sagte der SPD-Politiker. Bedingung sei allerdings, dass auch Portugal einsteige und so das Qimonda-Werk bei Porto sichere. Möglicherweise wolle sich auch China beteiligen, wenn das dortige Werk erhalten bleibe, sagte Jurk.
Chinesen interessiert
Zuletzt hatte eine staatliche Firmengruppe aus der chinesischen Provinz Shandong Interesse an einem Einstieg bei Qimonda angemeldet. Portugal will sich Kreisen zufolge mit 14 Prozent an einer gesellschaftsrechtlich neu formierten Qimonda beteiligen, die noch dem Münchener Chipkonzern Infineon gehört. Jurks Worten zufolge soll der Anteil des Freistaates keinesfalls die Schwelle von 49,9 Prozent überschreiten: "Die Mehrheit muss bei einem privaten Investor bleiben."
Über die Aussichten der Gespräche mit den Chinesen hielt sich der Wirtschaftsminister bedeckt: "Außer einer Mitteilung gegenüber der Presse in Shanghai haben wir keine verlässlichen Informationen." Denkbar sei, dass nach einem Einstieg eine neue Fabrik in Shandong entstehe. Die Prüfungen könnten bald beginnen, sagte Jurk. Insolvenzverwalter Michael Jaffe habe eine Liste von mehr als 100 potenziellen Investoren erstellt, die er auch kontaktiert habe. "Einzig aus China gab es positive Rückmeldungen", sagte Jurk. Falls sich ein Investor finde, werde Sachsen "den Instrumentenkasten öffnen".
Die Zeit drängt
Findet sich für das Unternehmen kein Investor, verlieren rund 2960 Mitarbeiter zum Monatsende ihre Arbeit. In der Belegschaft herrscht unterdessen Unklarheit, wer von April an noch zur Kernmannschaft gehört. Verhandlungen über eine Transfergesellschaft haben gerade begonnen. Einziger Interessent an dem Unternehmen ist bislang das chinesische Server- und Softwareunternehmen Inspur. Um die Zeit bis zum Einstieg eines möglichen Investors zu überbrücken, wird Geld benötigt. Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Jaff lässt sich ohne Staatsbeteiligung kein Investorenkonzept durchsetzen.
"Wir wollen einen eigenen Halbleiterstandort in Europa. Das müsste man auch in Berlin und Brüssel verstehen", betonte Ministerpräsident Tillich. "Was für Opel und Schaeffler gilt, muss auch für Qimonda gelten", betonte er und forderte damit Bemühungen der Bundesregierung. Tillich verlangte zudem erneut vom Insolvenzverwalter ein schlüssiges Konzept für die Zukunft von Qimonda. "Wir stehen rund um die Uhr bereit, Hilfe anzubieten, weil wir an die Zukunft der Technologie glauben."
Quelle: ntv.de