Banken verhandeln nach Sallie-Mae-Deal wackelt
27.09.2007, 09:05 UhrDie 25-Milliarden-Dollar-Übernahme des größten Kreditgebers für Studenten in den USA, Sallie Mae, steht auf der Kippe. Die Käufer der SLM Corp. wollen von ihrem Kaufangebot zurücktreten. Das Konsortium aus dem Beteiligungsunternehmen J.C. Flowers, Bank of America und JPMorgan Chase & Co zeigte sich am Mittwoch aber offen offen für eine Neuverhandlung des Preises. Die Transaktion war im April besiegelt worden und sollte laut Sallie Mae im Oktober abgeschlossen sein.
Schwächere Kreditmärkte und eine anstehende Gesetzesänderung in Bezug auf die Studienfinanzierung würden das Geschäft von Sallie Mae belasten, und deshalb sei eine Transaktion nur zu einem geringeren Preis gerechtfertigt, begründete das Konsortium seinen Schritt.
Sallie Mae vertrat in einer Reaktion allerdings die Auffassung, die Beteiligungsfirmen hätten gar nicht das Recht, von der Transaktion zurückzutreten. Es würden alle Rechtsmittel ausgeschöpft, um gegen den Schritt des Konsortiums vorzugehen. Die von den Käufern angeführte neue Gesetzgebung werde das bereinigte Ergebnis von Sallie Mae in den kommenden fünf Jahren mit lediglich 2,1 Prozent belasten. Dies sei so wenig, dass es als Begründung für ein Scheitern der Transaktion nicht herhalten könne, sagte eine Person aus dem Unternehmensumfeld.
Andere Personen mit entsprechenden Kenntnissen sagten dagegen, das Konsortium sehe gravierendere Folgen des Gesetzes für Sallie Mae. Das Gesetz soll die Kredite für Studenten verbilligen. Das Flower-Konsortium werde deshalb ein geringeres Gebot vorlegen. Eine Person spekulierte auf eine Reduzierung des Preises auf 55 US-Dollar von den ursprünglich angebotenen 60 US-Dollar je Aktie.
Die Sallie-Mae-Transaktion könnte damit zum jüngsten Opfer der Subprime-Krise werden. Die Kreditmärkte können wegen der Krise von den Beteiligungsgesellschaften nicht mehr so leicht angezapft werden wie bisher, was Übernahmen teuerer und möglicherweise weniger rentabel macht. Banken können die Kredite zudem nicht mehr so schnell an Investoren weiterreichen und müssen sie deshalb in die eigenen Bücher nehmen.
Sallie Mae gibt amerikanischen Studenten Kredite zur Zahlung der teils hohen Studiengebühren und für Kosten des Lebensunterhalts während des Studiums. Sallie Mae wurde bis 1997 direkt als Regierungsagentur geführt und erhält noch immer staatliche Zuschüsse, um niedrige Kreditzinsen gewähren zu können. Außerdem garantiert der Staat für Kreditausfälle der Studenten. Das Unternehmen hat ein Kreditportfolio im Volumen von 142 Mrd. US-Dollar sowie zehn Mio. Kreditnehmer an 5.600 Schulen und Universitäten.
Quelle: ntv.de