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Abfuhr aus Schweden Scania weist MAN zurück

Der Münchner MAN-Konzern stößt mit seinem Übernahmeangebot für den schwedischen Nutzfahrzeughersteller Scania auf Widerstand. Nur wenige Stunden nach Bekanntgabe der MAN-Offerte für Scania über rund 9,6 Mrd. lehnten am Montag sowohl der Scania-Aufsichtsrat als auch die zur Wallenberg-Familie gehörende Holdinggesellschaft Investor das Angebot ab.

Auch Volkswagen hat das Übernahmeangebot der MAN für den schwedischen Konkurrenten Scania AB abgelehnt. Volkswagen habe "stets bekundet, dass die Investition in Scania strategischen Charakter hat und im industriellen Interesse des Konzerns liegt", teilte der Wolfsburger Automobilkonzern am Montag mit. Eine Annahme des von MAN vorgelegten Übernahmeangebots für Scania entspräche diesem industriellen Interesse nicht. Deshalb lehne der Volkswagen-Konzern die Annahme ab und veräußere seinen Aktienanteil nicht.

Gesichert hat sich MAN nach eigener Auskunft lediglich den Scania-Anteil von Renault, der sich auf 5,18 Prozent der Stimmrechte beläuft. "Investor und VW arbeiten zusammen", sagte die Person am Montag. Das Angebot von MAN werde als eine feindliche Offerte bewertet.

VW verfügt über 34 Prozent der Stimmrechte, die Familie Wallenberg über die Holdinggesellschaft Investor sowie eine Familienstiftung insgesamt über 29 Prozent. Der Verwaltungsrat (Board of Directors) von Scania hatte die MAN-Offerte einstimmig abgelehnt. Dem Board gehörrt auch VW-Chef Bernd Pischetsrieder an.

MAN will mit der geplanten Übernahme an die Spitze der europäischen Nutzfahrzeughersteller aufsteigen und weltweit zur Nummer drei werden. Die Traditionsfirma hat je Scania-Aktie 0,151 neue MAN-Stammaktien sowie 38,35 Euro in bar geboten.

MAN wurde bereits am Sonntag von der ablehnenden Haltung des Scania-Managements unterrichtet, wie die Schweden bekannt gaben. Auch Großaktionär Investor wies das Übernahmeangebot zurück. Dieses sei insgesamt nicht gut für Scania und die Aktionäre und spiegele nicht den vollen Wert und das Potenzial des Unternehmens wider. Einer mit dem Vorgang vertrauten Person zufolge wollte auch die Wallenberg-Familienstiftung, die 9,7 Prozent der Scania-Stimmrechte hält, die Offerte ablehnen.

MAN-Chef bleibt zuversichtlich

MAN-Chef Hakan Samuelsson gab sich dennoch zuversichtlich. "Wir haben den Anteilseignern das Angebot vorgelegt, und wenn sie sich das genauer angesehen haben, wird es am Ende breite Zustimmung finden", sagte er in einer Analystenkonferenz. MAN habe nicht vor, die Zusammensetzung der Offerte aus Aktien-und Barkomponente zu ändern, machte Samuelsson deutlich.

"Scania und MAN sind zwei sehr ertragsstarke Unternehmen, die industriell hervorragend zusammen passen. Beide Unternehmen verbindet eine gleichartige Unternehmenskultur und Engineering-Tradition", erklärte MAN-Chef Samuelsson. Sein Unternehmen rechnet aus einem Zusammengehen mit Synergien von 500 Millionen Euro jährlich, erstmals voll effektiv im dritten Jahr der Übernahme. Dem gegenüber stehen insgesamt erwartete 150 Mio. Euro an Integrationskosten. Bereits für das erste Jahr rechnet MAN mit einer Steigerung des Gewinns.

Finanzieren wollen die Münchner die Übernahme aus der Firmenkasse, über Kredite sowie eine Kapitalerhöhung. Dazu will MAN bereits von der Hauptversammlung genehmigtes Kapital nutzen. Zur teilweisen Refinanzierung ist die Emission von bis zu zwei Mrd. Euro geplant. Das fusionierte Unternehmen soll die Rechtsform einer Europäischen Aktiengesellschaft (Societas Europeae) bekommen.

"Richtiger Zeitpunkt"

Das Angebot stehe unter dem Vorbehalt, dass die Kartellbehörden zustimmten, teilte MAN mit. Zudem müsse eine Annahmequote von 90 Prozent sowohl beim Aktienkapital als auch bei den Stimmrechten erreicht werden. Dann rechnet MAN mit dem Abschluss der Transaktion bis Ende 2006. Der Münchner Konzern behielt sich vor, auf die Bedingungen ganz oder teilweise verzichten zu können.

Mit der Scania-Übernahme leitet der Schwede Samuelsson, der früher Manager bei Scania war, den erwarteten Konzentrationsprozess in der Nutzfahrzeugbranche früher ein als erwartet. Analysten waren davon ausgegangen, dass Zukäufe erst bei abklingender Nutzfahrzeugkonjunktur Thema würden. Der Boom hält jedoch weiter an. "Wir sind überzeugt, dass dies die richtige Transaktion zum richtigen Zeitpunkt ist", betonte Samuelsson.

Bei einem Zusammenschluss würde ein Konzern mit einem Jahresumsatz von 18,5 Mrd. Euro, einem operativen Gewinn von 1,4 Mrd. Euro und 80.000 Mitarbeitern entstehen. Hauptsitz soll München sein. Standortschließungen seien nicht zu erwarten, teilte MAN mit. Die Marken MAN und Scania sollen beide erhalten bleiben.

Quelle: ntv.de

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