Bund will Konzept sehen Schaeffler blitzt ab
29.01.2009, 18:13 UhrDie Bundesregierung vermisst beim um Staatshilfe bettelnden Autozulieferer Schaeffler einen glaubwürdigen Rettungsplan. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) will deshalb erst in ein paar Wochen wieder über eine mögliche Unterstützung des Familienunternehmens verhandeln, das durch die Übernahme von Continental in Bedrängnis geraten ist. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) legte sich allerdings bereits quer. "Es ist nicht Aufgabe des Staates, in solchen Fällen einzugreifen, in denen unternehmerische Entscheidungen möglicherweise nicht durchdacht genug waren", sagte er der "Berliner Zeitung".
Glos und die Ministerpräsidenten von Niedersachsen sowie Bayern, Christian Wulff (CDU) und Horst Seehofer (CSU), hatten nach einem Krisengipfel von Schaeffler, Conti und den kreditgebenden Banken konkrete Schritte gefordert. Nach Ansicht der Politiker haben Schaeffler und Conti aber noch Hausaufgaben zu machen: "Die beteiligten Unternehmen werden in den nächsten Wochen ein tragfähiges und zukunftsweisendes Konzept vorlegen, das mit den wichtigsten beteiligten Banken abgesprochen ist", sagte Glos.
Der Wirtschaftminister, der seinen Wahlkreis in der Heimat des fränkischen Wälzlagerherstellers hat, findet bisher auch im Unionslager keinen einhelligen Zuspruch. Das Kanzleramt zeigt sich sehr reserviert. Unterstützung bekam Glos aus der Unionsfraktion. Der finanzpolitische Sprecher Otto Bernhardt sagte dem "Hamburger Abendblatt": "Ob eine frühere unternehmerische Entscheidung durchdacht war oder nicht, darf grundsätzlich kein Kriterium sein, ob der Staat hilft."
"Wir werden Lösungen finden"
Schaeffler hatte auf Pump 90 Prozent der dreimal größeren Continental gekauft. Dafür zahlte das Unternehmen zehn Mrd. Euro, mittlerweile beträgt der Börsenwert gut zwei Mrd. Euro. Wegen des Einbruchs der Autokonjunktur kann Schaeffler die für den Kauf aufgenommenen Kredite immer schwerer bedienen. Auch im bisher weniger betroffenen Industriegeschäft, auf das knapp die Hälfte des Umsatzes entfällt, muss sich Schaeffler auf harte Einschnitte einstellen.
Den Franken läuft die Zeit davon. "Schaeffler weiß, was die Stunde geschlagen hat", hieß es aus dem Umfeld der am Krisengipfel Beteiligten. Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler hat sich öffentlich bisher nicht konkret über einen Ausweg geäußert. "Wir werden Lösungen finden", sagte sie der "Bild"-Zeitung lediglich. Abgesagt werden könne die Conti-Übernahme nicht mehr. Ihr eigenes Vermögen stecke in der Firma, weshalb Zuschüsse aus der Privatschatulle nicht möglich seien.
Banken sind am Zug
In den Verhandlungen um die Zukunft der Autozuliefer-Gruppe mit mehr als 200.000 Beschäftigten kommt den Banken eine Schlüsselrolle zu. Dabei wird zum einen über die Umwandlung von Schulden in Eigenkapital gesprochen, wodurch die Institute zwar ein stärkeres Mitspracherecht gewännen, im Pleitefall aber als letzte an ihr Geld kämen. Zum anderen geht es um mögliche Investoren.
Schaeffler hat seine Fühler bereits in alle Richtungen ausgestreckt, bislang aber ohne Erfolg. Kreisen zufolge hat Schaeffler bei der Bundesregierung um eine Kapitalspritze von vier Mrd. Euro nachgesucht. Dieses Geld aus dem neuen 100-Milliarden-Unternehmensfonds der Bundesregierung zu nehmen, ist aber nicht möglich. Er ist nur für Bürgschaften und Kredite des Bundes, nicht aber für Staatsbeteiligungen vorgesehen.
Die Politik setzt nun darauf, dass sich zunächst die Banken bewegen. Wenn für eine Gesamtlösung am Schluss staatliche Hilfe unabdingbar sei, würden sich Bund und Länder für neue Gespräche bereit finden, hieß es. Die zum Teil von der Finanzkrise schwer gebeutelten Schaeffler-Banken sind auch deshalb unter Druck, weil sie für die Milliardenkredite an Schaeffler zum Teil Conti-Aktien zu hohen Kursen als Sicherheit genommen haben.
Quelle: ntv.de