Mehr Kreditausfälle Schlechte Amex-News
17.03.2009, 11:46 UhrDas Leben auf Pump kommt den US-Bürgern und den Anbietern von Kreditkarten teuer zu stehen: Der US-Konzern American Express hat wegen der steigenden US-Arbeitslosigkeit im vergangenen Monat einen Anstieg der Kreditausfälle verzeichnet. Die Ausfallrate sei im Februar auf 8,7 Prozent von 8,3 Prozent im Vormonat gestiegen, teilte der Kreditkartenanbieter mit.
Obwohl American Express schon im Vorfeld vor rauen Zeiten gewarnt hatte, reagierten die Märkte geschockt: Die Aktie von American Express gerieten unter Druck, sie war bereits im März zum ersten Mal seit 14 Jahren unter die Marke von zehn Dollar gerutscht. Der Markt ist von der Sorge beherrscht, dass die Kreditausfälle noch weiter zunehmen. Keine unbegründete Sorge, denn die Rechnung mit dem Leben auf Pump geht in Zeiten der Finanzkrise nicht mehr auf.
Kein Licht am Ende des Tunnels
In der Quote sind nur solche Ausfälle erfasst, von denen das Unternehmen sicher glaubt, dass sie unwiederbringlich verloren sind. Die US-Bank Citigroup, die zu den größten Anbietern von Mastercard gehört, musste einen Anstieg der Ausfallrate von 6,95 auf 9,33 Prozent verkraften. Andere Anbieter wie JP Morgan und Capital One wiesen ebenfalls Verschlechterungen aus, die aber weniger deutlich ausfielen als von Experten befürchtet.
Dennoch sehen Analysten kein Ende der Entwicklung. "Der Trend wird sich eher noch abwärts zeigen, bevor die Lage wieder besser wird", sagte Walter Todd con Greenwood Capital Associates. Die Arbeitslosenquote in den USA könnte angesichts der Rezession nach Einschätzung von Volkswirten auf zehn Prozent steigen. Entsprechend schließen Analysten eine Ausfallrate bei Kreditkartenanbietern auf bis zu zehn Prozent nicht aus, was Abschreibungen von 75 Mrd. US-Dollar bedeuten würde. 2008 hatte die Quote zwischen sechs und sieben Prozent gelegen.
John Williams von Macquarie Research geht davon aus, dass sich die Lage für die Anbieter in den kommenden zwölf bis 18 Monaten nicht verbessern wird. Die Kreditkartenanbieter haben auf die Entwicklung bereits mit einer Kürzung der Kreditlinien, steigenden Zinsen und höheren Gebühren reagiert. Die Bankenanalystin Meredith Whitney erwartet, dass die Anbieter die Kreditlinien für ihre Kunden bis Ende 2010 um 50 Prozent auf dann nur noch 2,7 Billionen Dollar kürzen und generell weniger Kreditkarten bewilligen werden.
Dispo hier, Kreditkarte dort
Das Leben mit der Kreditkarte hat in den USA System. Für rund 300 Millionen Amerikaner gibt es heute bereits eine Milliarde Kreditkarten. Dabei geht es nicht nur um die Vorteile des bargeldlosen Einkaufens, sondern oft um die Finanzierung des gesamten Unterhaltes. So ist der hierzulande verbreitete Dispokredit den Amerikanern weitgehend unbekannt. Wenn die Banken ihren Kunden überhaupt einen Überziehungsrahmen einräumen, dann gibt es höchstens ein paar Hundert Dollar. Zudem gibt es keine monatlichen Kreditkartenrechnungen mit einem festen Verfügungsrahmen, sondern die Ausgaben sammeln sich über längere Zeit wie ein laufender Kredit an. Kann man hier die Zinsen nicht mehr bedienen und fängt an, von einer Kreditkarte auf die nächste umzuschichten, schnappt die Schuldenfalle zu.
Für die ausgebenden Institute war das Kreditkartengeschäft lange Zeit äußerst lukrativ. So konnten sie auf die Außenstände je nach Bonität und Zahlungsmoral des Kunden saftige Zinsen aufschlagen. Je schlechter die Bonität, desto besser war dann das Geschäft für die Kreditkartenanbieter. Doch in der Finanzkrise steigt nicht nur die Nutzung der Kreditkarten, sondern auch die Zahl der uneinbringlichen Forderungen massiv an. Experten fürchten bereits seit Monaten, dass sich hier die nächste Schockwelle für die Finanzmärkte auftürmt, denn wie bei den Ramsch-Immobilienkrediten sind auch die Kreditkartenschulden längst als Wertpapiere in alle Welt verkauft. Ende letzten Jahres wurde der Schuldenberg der US-Bürger auf fast eine Billion Dollar geschätzt das wären bis zu 10.000 Dollar pro Haushalt.
Quelle: ntv.de