Söder soll Minister werden Schnappauf geht zum BDI
04.09.2007, 18:10 UhrBayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) steht offenbar vor einem Wechsel an die Spitze des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, soll der 54-Jährige neuer Hauptgeschäftsführer werden. Ein genaues Datum für den Wechsel sei zunächst nicht genannt worden. Der Wechsel solle aber noch in dieser Woche bekannt gegeben werden.
Schnappauf wollte den Bericht nicht bestätigen. "Zu Gerüchten nehme ich keine Stellung", sagte der Minister. Auch der BDI in Berlin hielt sich bedeckt: "Wir kommentieren keine Namen", sagte eine Sprecherin. Bisher wurde in CSU-Führungskreisen davon ausgegangen, dass der künftige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) Schnappauf in seinem Kabinett halten werde. Beckstein soll im Oktober zum Nachfolger von Edmund Stoiber gewählt werden und stellt Mitte Oktober sein neues Kabinett vor. Doch Schnappauf, der auch das bayerische Verbraucherschutzressort leitet, steht wegen der zahlreichen Gammelfleisch-Skandale im Freistaat in der Kritik.
Als Nachfolger im Umweltressort ist CSU-Generalsekretär Markus Söder im Gespräch. Die Personalie sei so gut wie sicher, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters CSU-Politiker, die nicht genannt werden wollten.
Söders Abberufung als Generalsekretär war nach der Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Edmund Stoiber nur eine Frage der Zeit. Über Söders Nachfolge werde wohl erst nach dem Parteitag Ende September entschieden, abhängig vom neuen Parteichef, heißt es in der CSU. Um den Posten bewerben sich Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer und Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber.
Angeblich "keine Flucht aus Bayern"
BDI-Präsident Jürgen Thumann, der seit mehr als einem Jahr auf Nachfolgersuche für die Spitzenposition war, soll auf Schnappauf zugegangen sein. "Schnappauf hat sich nicht wegbeworben", zitierte die Zeitung einen mit den Vorgängen vertrauten Beteiligten. Das BDI-Präsidium sei auf den CSU-Politiker aufmerksam geworden, auch weil er mit Unternehmen beim Thema Umweltschutz eine "verlässliche und vernünftige Zusammenarbeit" pflege. Der Wechsel zum BDI sei für Schnappauf keine Flucht aus der bayerischen Landesregierung.
Thumann hatte seit dem Ausscheiden des langjährigen Hauptgeschäftsführers Ludolf von Wartenberg, der das Pensionsalter erreicht hatte, einen Nachfolger gesucht. Unter anderem hatte Thumann den Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU), favorisiert. Röttgen hatte den Wechsel zum BDI dann ausgeschlagen. Er wollte sein Abgeordnetenmandat zumindest vorübergehend behalten.
"Überfälliger Abgang"
Die bayerische Landtagsopposition würde nach eigenen Angaben einen Wechsel Schnappaufs begrüßen und sprach von einem "überfälligen Abgang". Der SPD-Landtagsfraktionschef Franz Maget sagte, der CSU-Politiker komme vermutlich seinem Rücktritt zuvor. "Er hat eine ganze Serie von Fehlern und Skandalen zu verantworten, für die er ohnehin schon längst hätte zurücktreten müssen", meinte Maget. Er sei in den vergangenen Monaten kein Schützer, sondern eher eine Gefahr für die Verbraucher gewesen.
Auch die Grünen begrüßten die Meldung über den angeblichen Wechsel. "Bayern wäre viel erspart geblieben, wenn Schnappauf schon zu Beginn seiner Serie von Pfusch und Pannen zurückgetreten wäre", sagte Landtagsfraktionschef Sepp Dürr. Der Grüne legte dem CSU-Politiker zahlreiche bayerische Gammelfleisch-Skandale ebenso zur Last wie den Streit um den Abschuss des Braunbären Bruno im vergangenen Jahr. "Schnappauf hat sich noch vor Erreichen der Restlaufzeit selbst stillgelegt", sagte Dürr.
Quelle: ntv.de