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Schockwellen der Finanzkrise Schwellenländer betroffen

Nach den USA und Europa geraten auch Schwellenländer immer stärker in den Sog der Finanzkrise. Indien und China beschlossen am Wochenende weitere Hilfen zur Stützung der heimischen Wirtschaft. Russland stellte Milliardensummen zur Verfügung. Island, Ungarn und die Ukraine haben bereits Hilfen vom Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Der britische Premierminister Gordon Brown versuchte bei einer Reise durch mehrere Golfstaaten, Geld für den IWF einzusammeln, um notleidende Volkswirtschaften das Überleben zu garantieren.

Besonders China und vermögenden Ölstaaten stünden in der Verantwortung, mahnte Brown. "Darum fordere ich mehr Mittel für den IFW, Hundert Milliarden Dollar zusätzlich zu den 250 Mrd., die (der Fonds) bereits hat." Er zeigte sich zuversichtlich, dass der größte Ölexporteur Saudi-Arabien Finanzmittel bereitstellen werde. Der britische Wirtschaftsminister Peter Mandelson erklärte hingegen, es werde länger dauern, um Saudi-Arabien zu überreden. Mitte November beraten die führenden Industrienationen, Russland und wichtige Schwellenländer in Washington über die Konsequenzen der Finanzkrise.

Am Ende des Wachstums

Dass die globale Wirtschaftsabkühlung nach den USA und Europa auch die sogenannten "Emerging Markets" trifft, bekommt vor allem China zu spüren. "China hat bereits eine deutliche Verlangsamung beim Gewinnwachstum in der Industrie und bei den Steuereinnahmen gesehen.", sagte Zhu Min, Vizepräsident der Bank of China (BOC). Zudem stünden Chinas Banken wegen Währungsschwankungen und zunehmend riskanten Auslandsgeschäften unter Druck.

Die politische Führung in Peking beschloss deshalb, die vergleichsweise strengen Regeln bei Vergabe von Bankkrediten zu lockern. Ziel sei es, dass ohnehin schon verlangsamte Wirtschaftswachstum nicht abzuwürgen, sagte ein Sprecher der Zentralbank. "Die Zentralbank wird bei der Kreditvergabe von Banken keine strikten Obergrenzen mehr vorgeben."

Auch in Indien bekommt das lange unaufhaltsam erscheinende Wachstum erste Makel. Nach Zuwächsen von rund neun Prozent in den vergangenen Jahren fällt die Wachstumsrate dieses Jahr voraussichtlich unter acht Prozent. Um den klammen Kapitalmarkt zu beleben, senkte die Zentralbank am Wochenende überraschend die Leitzinsen - zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen. Der Repo-Zinssatz fiel um 50 Basispunkte auf 5,5 Prozent. "Die globale Finanzkrise breitet sich wie ein Dominoeffekt auf unsere Finanzmärkte aus. Deshalb war es wichtig, die finanzielle Stabilität sicherzustellen", erklärte die indische Notenbank.

Abschied von der BRIC-Story

Russland stellte im Rahmen seines über 150 Milliarden Euro schweren Hilfspakets weitere Mittel zur Verfügung. Die Regierung überwies rund fünf Milliarden Euro aus dem nationalen Vermögensfonds an die Staatsbank VEB. Mit dem Geld soll das Institut im Auftrag der Regierung Aktien erwerben, um die heimische Wirtschaft zu stützen. Den Banken greift das Land mit rund 27 Mrd. Euro für nachrangige Kredite unter die Arme.

Die Schwellenländer schienen von der Finanzkrise zunächst weniger erschüttert zu werden als westliche Länder, da ihre Banken kaum Geld in amerikanische Immobilienkredite gesteckt hatten. Durch die Kreditklemme, den Verfall des Ölpreises und die rückläufigen Nachfrage in Industrienationen, die die Exporte belastet, geraten sie nun zunehmend unter Druck. Vielerorts brachen die Aktienkurse seit Jahresbeginn dramatisch ein, da zahlreiche Investoren den Schwellenländern den Rücken kehren.

Quelle: ntv.de

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