Nun auch noch Streik Schwierigste Zeit für die Telekom
10.05.2007, 07:58 UhrBei der Deutschen Telekom haben die Beschäftigten die Signale auf Streik gestellt: In einer Urabstimmung sprachen sich rund 96,5 Prozent der aufgerufenen Verdi-Mitglieder für Arbeitskampfmaßnahmen beim größten Telekommunikationsunternehmen Europas aus. Das teilte Bundesvorstand Schröder in Bonn mit. Der Streik beginnt am Freitag.
Damit rollt auf die Telekom der größte Arbeitskonflikt seit Privatisierung des Unternehmens vor zwölf Jahren zu. Hintergrund ist die geplante Auslagerung von 50.000 Beschäftigten in Service-Gesellschaften. Dort sollen die betroffenen Mitarbeiter weniger Geld erhalten und länger arbeiten. Gleichzeitig hat die Telekom am Donnerstag für das erste Quartal ein rückläufiges Betriebsergebnis und einen überraschend erheblich gesunkenen Reingewinn vermelden müssen. Grund sei der scharfe Gegenwind im Inlandsgeschäft.
Grund für den Gewinnrückgang war laut Telekom-Chef Rene Obermann war die Entwicklung der Festnetzsparte, wo die Telekom wieder zahlreiche Kunden verlor und deutlich weniger verdiente. Der Mobilfunk wies dagegen erneut einen klaren Gewinnzuwachs aus. Während die Telekom ihre Bilanz offenlegt, wartet die Gewerkschaft auf das Ergebnis der Urabstimmung über einen Streik. Heute Mittag soll das Ergebnis bekannt gegeben werden.
Die Telekom hatte noch einmal ihren Reformkurs und die eingeleiteten Schritte als alternativlos bezeichnet. Vorstandschef Ren Obermann appellierte an den Sozialpartner, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Ein Streik nützt niemandem", sagte Obermann bei der Vorlage der Quartalszahlen. Die Telekom will durch die umstrittene Auslagerung den Service verbessern und Kosten in einem Volumen von bis zu 900 Millionen Euro einsparen.
Nettoergebnis enttäuscht
Die Quartalszahlen lagen bis auf den Überschuss im Rahmen der Erwartungen. "Der Nettogewinn enttäuscht", hieß es am Markt mit Blick auf die Zahlen. Die Kundenverluste im Festnetzbereich lägen im Rahmen der Erwartungen, die Kundengewinne von T-Mobile in den USA über den Erwartungen.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um annähernd sechs Prozent auf 4,68 Mrd. Euro. Analysten hatten mit 4,67 Mrd. Euro gerechnet.
Unter dem Strich wies die Telekom ein um 58 Prozent niedrigeres Nettoergebnis von 459 Mio. Euro aus. Bereinigt um außerordentliche Faktoren ergaben sich 563 Mio. Euro, ein Minus von 42 Prozent. Die Analysten hatten für beide Zahlen auf fast 800 Mio. Euro getippt.
Den Umsatz konnte der Konzern in den ersten drei Monaten gleichwohl um vier Prozent auf 15,45 Mrd. Euro steigen. Die Konsensschätzung der Analysten lag bei 15,31 Mrd. Im Inland gingen die Erlöse um fünf Prozent zurück, während die Telekom im Ausland erneut um fast 16 Prozent wuchs.
Festnetz wie erwartet schwach
Als Schwachstelle erwies sich weiter das Festnetzgeschäft, wo der Außenumsatz um vier Prozent und das Betriebsergebnis um 18 Prozent schrumpfte. Der Rückgang bei den normalen Telefonleitungen ging beschleunigt weiter. 588.000 Kunden kehrten der Telekom im Startquartal den Rücken.
Auf der anderen Seite kamen im wichtigen Breitbandgeschäft in Deutschland rund 570.000 DSL-Nutzer hinzu, die das Unternehmen selbst gewann. Das Resale-Geschäft, also der Weiterverkauf von DSL-Leitungen der Telekom durch andere Anbieter, habe demgegenüber weiter an Dynamik verloren, teilte der Konzern mit. Hier stieg die Zahl der Anschlüsse in den ersten drei Monaten um 213.000.
Im Mobilfunk, dem deutlich größten Konzernbereich, behielt das US-Geschäft seine Rolle als Wachstumsmotor der Telekom bei. T-Mobile USA gewann im ersten Quartal 980.000 Kunden. Die Analysten hatten mit unter 800.000 Zugängen gerechnet. Insgesamt legten Außenumsatz und Betriebsgewinn der Mobilfunksparte um jeweils rund elf Prozent zu. Das Geschäftskundensegment, die kleinste der drei Konzernsparten, erzielte aus leicht höheren Erlösen ein wesentlich geringeres Ergebnis.
Abwarten, Tee trinken
Der Markt könnte angesichts des niedrigen Netto-Gewinns zunächst vorsichtig bleiben, meinte ein Händler am Donnerstagmorgen. Insgesamt seien die Zahlen gemischt ausgefallen. Ein Analyst meinte, möglicherweise hänge der niedrige Nettogewinn mit Steuerbelastungen zusammen, möglicherweise mit der Gründung der Service-Gesellschaften. Nach unten durchgereicht werde die Aktie sicherlich nicht. Der Markt warte nun auf Stellungnahmen zum Zahlenwerk und auf das Ergebnis der Urabstimmung.
Quelle: ntv.de