Konjunktur schwächelt Senkung der Prognose?
21.09.2008, 13:17 UhrDie Bundesregierung will wegen der internationalen Finanzkrise und der schwächeren Konjunktur ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr offenbar deutlich senken. Statt bisher 1,2 Prozent rechneten die Experten des Wirtschaftsministeriums nur noch mit einem Wert um 0,5 Prozent, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Eine offizielle Bestätigung dafür gab es allerdings zunächst nicht. Unterdessen äußerte der EZB-Chefökonom Jürgen Stark Zweifel, ob das Ziel der Bundesregierung erreicht werden könne, bis 2011 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.
Die Bundesregierung will Mitte Oktober eine neue Wachstumsprognose vorlegen. Zu dem "Spiegel"-Bericht sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums, dies seien "nur Spekulationen". Eine offizielle neue Vorausschau gebe es noch nicht.
Sehr skeptisch äußerte sich allerdings auch das Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, Peter Bofinger: "Ich halte im nächsten Jahr eine Stagnation für möglich", sagte er dem "Spiegel". Im Maschinenbau sei bereits ein zurückgehender Auftragseingang festzustellen, sagte auch der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Manfred Wittenstein, der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag". Prognosen für 2009 müssten daher nach unten korrigiert werden.
Stark sagte der "Welt am Sonntag", es werde in Deutschland voraussichtlich für einen längeren Zeitraum nur ein relativ schwaches Wirtschaftswachstum geben. Den Ländern der Euro-Zone empfahl der Wirtschaftsexperte, vorerst lieber wieder steigende Defizite in Kauf zu nehmen als "zu versuchen, niedrigere Einnahmen durch niedrigere Ausgaben zu kompensieren". Dies gelte auch für die Haushaltsplanung der Bundesregierung. "In dieser Situation sollte man die automatischen Stabilisatoren wirken lassen und nicht versuchen, den Haushalt prozyklisch auszugleichen", riet Stark.
Keinen Anlass zur Panik sieht allerdings der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar. "Für Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsentwicklung in Deutschland werden die Turbulenzen nach dem Winter 2008/2009 überwunden sein", sagte Straubhaar dem Bremer "Kurier am Sonntag". Auch die deutschen Banken hätten inzwischen einen Großteil ihrer Wertberichtigungen bereits vollzogen. Auf den Finanzmärkten werde gleichwohl die Krise noch "lange, lange nachhallen". Drastische Auswirkungen auch in Deutschland seien etwa bei Kreditgeschäften zu erwarten.
Quelle: ntv.de