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Aktionäre machen sich Luft Showdown bei Premiere

Die Aktionäre des angeschlagenen Bezahlsenders Premiere haben ihrem Ärger über die Lage des Unternehmens auf einer turbulenten Hauptversammlung Luft gemacht. Bei dem immer wieder von Zwischenrufen geprägten außerordentlichen Aktionärstreffen in München gingen die Anleger vor allem mit den früheren Vorstandschefs Georg Kofler und Michael Börnicke hart ins Gericht. "Wir sind von der Unternehmensführung belogen und getäuscht worden", sagte Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (Sdk). Besonders gravierend seien die lange geschönten Abonnentenzahlen des Senders, sagte Bauer. "Das ist ein Skandal."

Im vergangenen Jahr hatte der neue Vorstandschef Mark Williams zahlreiche Karteileichen aus den Beständen geworfen und so die Kundenzahl um fast eine Million nach unten korrigiert. Zuletzt hatte der Sender rund 2,4 Mio. Abonnenten. Für Gewinne nötig wären mindestens drei Mio. Euro. Aber auch der Verfall des Aktienkurses erregte Unmut. "Ich will mein Geld zurück", rief ein Kleinaktionär. Am Donnerstag stand die Premiere-Aktie zwischenzeitlich bei 1,78 Euro. Beim Börsengang im Jahr 2005 hatte der Ausgabepreis 28,50 Euro betragen.

Vom Aufsichtsrat verlangte Bauer wie auch andere Aktionäre daher die Prüfung möglicher Schadensersatzansprüche gegen die früheren Verantwortlichen. Die vom neuen Vorstandschef Mark Williams geplante Sanierung bis 2011 beurteilte er skeptisch. "Wir haben bisher nur gehört, dass wieder Gewinne gemacht werden sollen, aber wie das geschehen soll, ist unklar. Das Geschäftsmodell funktioniert in Deutschland anscheinend nicht." 2008 hatte sich der Verlust von Premiere

Williams will eine Chance

Premiere-Chef Williams warb bei den Aktionären um Vertrauen für seinen Sanierungskurs und für die geplante Kapitalerhöhung über 412 Mio. Euro. "Eröffnen Sie uns die Chance, Premiere in ein erfolgreiches Unternehmens zu transformieren." Die Ausgabe der neuen Aktien sei für das Unternehmen überlebenswichtig, da nur dann neue Kredite an das Unternehmen flössen, betonte er. Ende vergangenen Jahres war Premiere knapp an der Pleite vorbeigeschrammt. Einen Tag vor Weihnachten hatten sich Banken und Großaktionär Rupert Murdoch dann auf die neue Finanzierung geeinigt, deren zentrales Element die Kapitalerhöhung ist.

Murdoch hat sich bereiterklärt, alle neuen Aktien zu zeichnen, die nicht von anderen Aktionären abgenommen werden. Sollte Murdoch, der über seine News Corp zuletzt 29 Prozent der Aktien kontrolliert, einen Großteil der neuen Aktien übernehmen, würde er zum Mehrheitseigentümer bei Premiere aufsteigen. Vom üblichen Pflichtangebot an die restlichen Aktionäre hat die Finanzaufsicht BaFin Murdoch Ende Januar aber befreit. "Die Freistellung der BaFin unterstreicht nicht nur die Sanierungsbedürftigkeit von Premiere, sondern auch die Sanierungsfähigkeit", sagte Williams.

Selbst das Zugpferd Franz Beckenbauer bemühte das Management auf der Suche nach Unterstützung. In einem aufgezeichneten Interview lobte der frühere Fußball-Weltmeister und Premiere-Kommentator die Vorzüge des Senders und seine Bedeutung für die Bundesliga. Die Aktionäre gaben sich davon allerdings wenig beeindruckt. "Herr Beckenbauer versteht von Aktienrecht vermutlich so wenig wie ich von Fußball, nämlich nichts", sagte ein Anteilseigner.

Quelle: ntv.de, von Michael Friedrich, dpa

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