Paid in Germany Siemens noch zu retten?
28.03.2007, 08:37 UhrBeim skandalgebeutelten Siemens-Konzern ist die für diesen Mittwoch geplante außerordentliche Aufsichtsratssitzung wieder abgesagt worden. Auf dem Treffen sollte unter anderem die Ausgliederung des Autozulieferers VDO diskutiert werden, hieß es in Branchenkreisen. "Natürlich wäre es auch um die aktuelle Affäre gegangen." Ein neuer Termin war zunächst nicht bekannt.
Die Lage bei Siemens wird nach der Verhaftung des Siemens-Vorstands Johannes Feldmayer am Dienstag immer schwieriger. Die Verhaftung steht im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den früheren Siemens-Betriebsrat Wilhelm Schelsky, der ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt. Feldmayer wurde am Mittwoch auf eigenen Wunsch von seinen Pflichten entbunden. Seine Aufgaben werden kommissarisch im Zentralvorstand verteilt.
Siemens soll mehr als 14 Mio. Euro an Beratungsfirmen des Bundesvorsitzenden der als arbeitgeberfreundlich geltenden Unabhängigen Arbeitnehmervertretung (AUB) gezahlt haben. Das Unternehmen hegt allerdings Zweifel daran, ob dem entsprechende Gegenleistungen gegenüberstanden. Der Vertrag mit Schelsky war laut früheren Siemens-Angaben von Feldmayer unterschrieben worden.
Ermittlungen gegen Ex-Aufsichtsratschef
Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wird nun in der jüngsten Affäre auch gegen den ehemaligen Finanzvorstand und Aufsichtsratschef Karl-Hermann Baumann ermittelt. Siemens-Vorstand Feldmayer, Baumann und weitere Führungskräfte sollen nach weiteren Informationen der Zeitung dafür verantwortlich sein, dass der Nürnberger Unternehmer und frühere Siemens-Betriebsrat Wilhelm Schelsky seit 2001 fast 34 Mio. Euro Beraterhonorare erhalten haben, ohne angemessene Gegenleistungen zu erbringen.
"Immenser Imageschaden"
Der Finanzexperte Wolfgang Gerke hat die Verhaftung Feldmayers in einem Interview mit der "Deutschen Welle Fernsehen" als einen immensen Imageschaden bezeichnet, der auch über Siemens hinausgeht. "Siemens ist ein hervorragend arbeitender Weltkonzern, ist innovativ. .... Aber international ist es keine Entschuldigung, dass man sagt, den anderen Unternehmen passiert so etwas auch. Das schädigt das Image von Siemens nachhaltig." Hier sei, sagte Gerke zu DW-TV, offensichtlich auf höchster Managementebene etwas gedeckt worden, wo man mit Geld versucht habe, Mitarbeiter wohlwollend, gefügig zu machen. "Das ist nicht akzeptabel. Das schädigt die deutsche Wirtschaft nach außen."
Laut bisherigen Ermittlungen soll im Rahmen der gesamten Schmiergeldaffäre eine Gruppe von teils ranghohen Siemens-Mitarbeitern mindestens 200 Mio. Euro unterschlagen und im Ausland als Schmiergeld eingesetzt haben. Siemens selbst geht sogar verdächtigen Zahlungen von bis zu 420 Mio. Euro nach.
Quelle: ntv.de