Mitten in der Krise Siemens schaut nach vorn
25.01.2007, 07:47 UhrDie EU-Kartellstrafe hat Siemens im ersten Quartal seines Geschäftsjahres den Gewinn verhagelt. Das teilte der Technologiekonzern am Donnerstag vor der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung in München mit. Die Kartellstrafe schlug sich mit 423 Mio. Euro in der Bilanz des Unternehmens nieder. Ungeachtet interner Probleme im Zusammenhang mit dem Schmiergeldskandal wird unterdessen der Umbau des Konzerns vorangetrieben: Zum einen steht Siemens vor einem Milliardenkauf in den USA. Zum anderen ist der Börsengang der Autosparte VDO geplant, wie der Konzern mitteilte.
Der Schmiergeldskandal aus der Amtszeit von Siemens-Chef Kleinfeld Vorgänger Heinrich von Pierer, der inzwischen Aufsichtsratschef ist, wird voraussichtlich die Diskussion auf der heutigen Hauptversammlung bestimmen. Die Staatsanwaltschaft wirft hochrangigen Ex-Mitarbeitern vor, mehrere Hundert Millionen Euro an Konzerngeldern für Bestechungen missbraucht zu haben.
Kartellstrafe drückt Gewinn
Während das Nettoergebnis wegen des EU-Bußgelds um 16 Prozent auf 788 Mio. Euro schrumpfte, legte das operative Ergebnis in den Monaten Oktober bis Dezember deutlich zu. Das Ergebnis der Bereiche kletterte um über 50 Prozent auf 1,63 Mrd. der Umsatz nahm um sechs Prozent auf 19,1 Mrd. zu. Siemens-Chef Klaus Kleinfeld zeigte sich zuversichtlich, dass alle Siemens-Bereiche wie vorausgesagt bis April ihre vorgegebenen Renditeziele erreichen werden.
Milliardenkauf in den USA
Wie am Donnerstagmorgen ferner mitgeteilt wurde, hat der Siemens-Bereich Automation and Drives (A&D) den amerikanischen Softwarehersteller UGS für 3,5 Mrd. US-US-Dollar (rund 2,7 Mrd. Euro) gekauft. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Behörden.
UGS ist der weltweite elftgrößte Softwarekonzern. Der Markt für diese Software und Dienstleistungen habe ein jährliches Volumen von rund 13 Mrd. US-Dollar und Wachstumsraten zwischen sieben und neun Prozent, teilte Siemens mit.
"Durch die Akquisition von UGS (Plano/US-Bundesstaat Texas) verbinden wir die Kompetenz zur "Digitalen Fabrik" mit unserem führenden Know-how in der Industrieautomatisierung. Dadurch machen wir die Prozesse unserer Kunden schneller, besser und kostengünstiger. Mit dieser einzigartigen Kombination unterstreichen wir unsere Stellung als Trendsetter in der Automatisierungstechnik und heben dieses Geschäft in eine neue Dimension", sagte der Vorsitzende des Vorstands der Siemens AG Klaus Kleinfeld. Mit A&D und UGS schlössen sich zwei Weltklasse-Unternehmen zusammen, die bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet haben und die erhebliche Wachstumssynergien generieren werden.
UGS hat nach eigenen Angaben Kunden in 62 Staaten und beschäftigt weltweit 6.800 Menschen. Im Jahr 2005 erreichte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 1,15 Mrd. US-Dollar.
Börsengang der Autosparte VDO
Ferner beabsichtigt Siemens nach eigenen Angaben den Börsengang seiner Automobilzuliefersparte Siemens VDO Automotive (SV), an der Siemens die Aktienmehrheit behalten werde. Mit diesem Schritt würden die Voraussetzungen geschaffen, SV die notwendigen Finanzmittel und vergrößerten Handlungsspielraum für weiteres Wachstum zu gewähren. Mit einem Umsatzvolumen von zehn Mrd. Euro im vergangenen Jahr sei SV einer der erfolgreichsten und größten Siemens-Bereiche.
Quelle: ntv.de