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Vergessene Opfer der Krise Soforthilfe für Kleinsparer

Verbraucherschützer werfen der Bundesregierung und den politischen Parteien vor, die geschädigten Privatkunden der Banken bei der Diskussion über die Auswirkungen der Finanzkrise völlig zu vergessen. "Die Politik beschäftigt sich nicht mit der Situation von Zehntausenden, die Opfer von Banken geworden sind", beklagte Gerd Billen, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv). Die geschädigten Sparer benötigten eine Soforthilfe. "Denen, die Hilfe brauchen, bietet die Politik keine Hilfe an", kritisierte er in Anspielung auf das Rettungspaket für die Finanzwirtschaft.

Die Lage sei dramatisch, sagte Billen. Die erst vor wenigen Tagen eingerichtete Finanz-Hotline sei mit über 100.000 Anrufen besorgter privater Bankkunden überschwemmt worden. "Die Banken haben ihre Kunden massenhaft falsch beraten. Sie sind in der Pflicht, hier unbürokratisch Hilfe zu leisten", forderte er. Auch die Politik müsse reagieren. Bei Falschberatungen von Instituten müsse die Beweislast zugunsten der Kunden umgekehrt werden. Die Verjährungsfrist für Straftaten in diesem Bereich müsse auf zehn Jahre verlängert werden. Sparerinnen und Sparer müssten gefährdete Einlagen in vollem Umfange zurückerhalten.

Die Verbraucherschützer bezogen sich im Speziellen auf die gut 30.000 Anleger, die ihr Geld bei der isländischen Kaupthing-Bank angelegt hatten und darauf derzeit nicht mehr zurückgreifen können. Sie forderten aber auch Hilfen für die vielen privaten Sparer, die, oft ohne detailliert informiert worden zu sein, Zertifikate der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers gekauft hatten. Die Verluste aus den Lehman-Papieren müssten die Banken zurückerstatten.

Hilflose Masse

Die Verbraucherzentralen forderten Bund und Länder darüber hinaus auf, rund 40 Mio. Euro jährlich aufzuwenden, um die unabhängige Finanzberatung auszubauen. Die Welle von Kundenanfragen über die neue Finanz-Hotline zeige, dass erheblich mehr Berater erforderlich seien. "Das Vertrauen ist weg", beschrieb Billen das Verhältnis zwischen vielen privaten Bankkunden und den Kreditinstituten. Eine Verbraucherschützerin aus Hamburg trat zudem dem Eindruck entgegen, dass es vor allem renditebewusste jüngere Anleger gewesen seien, die Lehman-Papiere gekauft hätten. Das sei falsch, vielmehr seien in Hamburg mehr als 80 Prozent derer, die über ihre Bank Lehman-Zertifikate gekauft hätten, über 60 Jahre alt, sagte sie.

Quelle: ntv.de

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