Gezerre um HRE Steinbrück will reden
20.02.2009, 16:00 UhrDas Tauziehen um die Verstaatlichung der krisengeschüttelten Bank Hypo Real Estate (HRE) geht in die nächste Runde. Während der US-Investor Christopher Flowers erstmals eine konkrete Preisvorstellung für sein HRE-Aktienpaket nannte, will das Bundesfinanzministerium nach einer Woche Funkstille wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. "Die Gespräche gehen weiter", sagte ein Sprecher der Behörde. Details wurden noch nicht genannt. Ein Flowers-Sprecher wusste nach eigenem Bekunden noch nichts von der Einladung, begrüßte das Signal zur Gesprächsaufnahme aber.
Flowers hält zusammen mit einem Hedgefonds 24 Prozent an der HRE und könnte den geplanten Einstieg des Staates erheblich verzögern, falls er das Paket nicht verkaufen will. Der Bund strebt bei der HRE die volle Kontrolle an, um sie vor dem Aus zu bewahren. Finanzexperten warnen, dass der Kollaps des Instituts das internationale Finanzsystem ähnlich schwer erschüttern könnte wie die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst. Als letztes Mittel will der Bund deshalb eine Enteignung der Aktionäre nicht ausschließen. Ein passendes Gesetz wurde bereits auf den Weg gebracht.
Drei Euro Entschädigung
Der Chef der gleichnamigen New Yorker Beteiligungsfirma Flowers hatte zuvor in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erstmals durchblicken lassen, dass er ab einer "Entschädigung" von drei Euro je Aktie aussteigen könnte. Maßstab solle dabei der Aktienkurs vor Aufkommen der Verstaatlichungsgerüchte am 8. Januar sein, sagte er. Zwischenzeitlich waren die Titel unter einen Euro gefallen; am Freitag verloren sie nach Zeitungsberichten über ein milliardenschweres Chaos in der Bilanz (siehe Link) 20 Prozent auf 1,32 Euro.
Bei drei Euro je Aktie dürfte Flowers mehr als 150 Mio. Euro für seinen Anteil kriegen. Ein gutes Geschäft wäre es trotzdem nicht: Im vergangenen Sommer hatte der Investor für die Beteiligung noch 1,1 Mrd. Euro gezahlt.
Flowers zieht jedoch nach eigener Darstellung eine Fortsetzung seines Investments vor: "Unsere Präferenz ist, unser Engagement bei der Hypo Real Estate weiterzuführen." Wir sind nach wie vor fest davon überzeugt, dass eine gemeinsam mit der Politik erarbeitete nachhaltige Lösung, die dem Staat die angestrebte Mehrheit gibt und die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt, gefunden werden kann", sagte er. Dies sei "bei weitem weniger komplex und kostspielig sowie mit weniger rechtlichen Unsicherheiten behaftet als eine Enteignung."
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) bewertete den Vorstoß zurückhaltend. "Der Punkt ist, dass wenn Flowers ein solcher Preis angeboten wird, auch allen anderen Aktionären dieser Preis angeboten wird, und damit sind wir gegebenenfalls in Sphären, die weit über die augenblickliche Börsenkapitalisierung des Unternehmens hinausgehen", sagte er am Rande einer Veranstaltung in Kiel am Donnerstagabend. "Und da muss man sich die Frage stellen, ob man das öffentlich und den Steuerzahlern rechtfertigen kann."
Quelle: ntv.de