GDL auf den Barrikaden Streiks ab Donnerstag
09.10.2007, 13:16 UhrMillionen Bahnfahrer in ganz Deutschland müssen sich von Donnerstagmorgen an auf massive Streiks im Regionalverkehr einstellen. Diese sollen diesmal den ganzen Tag dauern, teilte die Lokführergewerkschaft GDL mit. Auch am Freitag sowie am Montag und Dienstag nächster Woche könne gestreikt werden. Die GDL sicherte zu, einen Ausstand jeweils "in den späten Nachmittagsstunden vor einem Streiktag" anzukündigen. Am Wochenende soll der Zugverkehr nicht behindert werden.
Die Deutsche Bahn wird auf die Streiks nicht mit Ersatzfahrplänen reagieren. Solche Pläne könne man "nicht einfach auf Verdacht einrichten", sagte Bahn-Personenverkehrsvorstand Karl-Friedrich Rausch.
Gewerkschafts-Chef Manfred Schell machte die Bahn verantwortlich für die erneute Verschärfung des Tarifkonflikts. Der Konzern ließ ein Ultimatum der GDL verstreichen, bis zum Dienstagmittag eine verbesserte Offerte vorzulegen. Vorstandschef Hartmut Mehdorn zeigte sich kompromisslos: "Wir haben zwei Mal nachgebessert, und es gibt kein neues Angebot", sagte er. Die Gewerkschaft hatte zwar erklärt, würde die Bahn sich bewegen, wäre die GDL-Forderung nach 31 Prozent mehr Lohn auch "ganz schnell weg". Mehdorn ließ sich davon nicht beeindrucken: "Warum haben sie nicht mit 110 Prozent angefangen, um dann auf 55 zu gehen? So geht das nicht."
Streiks im Nahverkehr
Ab Donnerstag um Mitternacht muss mit Behinderungen im Nahverkehr gerechnet werden. Die GDL verwarf allerdings Pläne, die Arbeitsniederlegungen sehr kurzfristig oder überhaupt nicht anzukündigen. Sie wollte damit den Druck auf die Bahn erhöhen, der Forderung von 31 Prozent mehr Lohn nachzukommen, aber auch verhindern, dass das Unternehmen Streiks erneut von einem Gericht verbieten lassen will. Ihren ersten Streiktag nach dem Ende der Friedenspflicht hatte die GDL Tage zuvor angekündigt, die Bahn setzte daraufhin einen Notfahrplan in Kraft.
Zudem lässt sich die Gewerkschaft die Option offen, gegen eine Entscheidung des Arbeitsgerichts Chemnitz in Berufung zu gehen, dass sie im Güter- und Fernverkehr nicht streiken darf. Dies werde geprüft, sobald die schriftliche Urteilsbegründung vorliege, sagte Schell. Die Bahn solle darauf verzichten, streikbereite GDL-Mitglieder mit Abmahnungen und Kündigungen einzuschüchtern.
"Faires Angebot"
Mehdorn verteidigte das Angebot der Bahn als gut und fair. "Wenn jemand einigungswillig ist, dann nimmt er das an. Und wenn jemand in Krieg durch Streik ziehen will, dann können wir das nicht verhindern. Dann muss die GDL auch die Verantwortung dafür übernehmen." Das Unternehmen habe mit den beiden anderen Gewerkschaften Transnet und GDBA für 95 Prozent der Belegschaft einen Vertrag über 4,5 Prozent mehr Lohn abgeschlossen, den die GDL durch Mehrarbeit auf zehn Prozent erhöhen könne. Diese Offerte weist die GDL als Provokation zurück. Der Konzern nennt wiederum die 31-Prozent-Forderung absurd.
Die Bahn geht davon aus, dass von den Arbeitsniederlegungen Millionen Reisende betroffen sein werden. Personalvorstand Margret Suckale sagte der: "Die GDL-Führung zwingt uns dann zu neuen Ersatzfahrplänen, um die Streikfolgen beherrschbarer zu machen." Betroffen seien Kunden, die nicht früh genug gewarnt werden könnten, "in erster Linie Millionen von Pendlern, die nicht rechtzeitig zur Arbeit kommen."
Neue Vorwürfe
Nach Angaben der GDL hat die Bahn mit Kündigungen und Abmahnungen auf die bisherigen Streiks reagiert. Die Gewerkschaft sprach von vier Fällen. Nachdem am Freitag drei Mitarbeiter nicht bereit gewesen seien, einen Not-Dienst zu versehen, sei ihnen mündlich gekündigt worden. Außerdem sei in der GDL organisierter Lokführer vom Dienst suspendiert worden. Ein Sprecher der Bahn sagte n-tv.de, von Kündigungen in diesem Zusammenhang sei ihm nichts bekannt.
Quelle: ntv.de