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Günstigste Tarife teurer Stromanbieter schlagen auf

Auch die günstigsten Tarife der örtlichen Stromversorger sind in den vergangenen zwölf Monaten teils deutlich teurer geworden. Insgesamt 688 sogenannte Grundversorger erhöhten ihre billigsten Tarife im Schnitt um 5,1 Prozent, wie das Verbraucherportal Verivox für die "Bild am Sonntag" errechnete. Von den hundert stärksten Erhöhungen fanden demnach mit 61 die meisten in Bayern statt. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) fürchtet genauso wie Konjunkturexperten angesichts der anhaltend hohen Energiepreise eine Abschwächung der Konjunktur und den Verlust von Arbeitsplätzen.

Am stärksten erhöhte der Versorger F.X. Mittermaier & Söhne im bayerischen Isen die Preise für seinen günstigsten Tarif: Ganze 26 Prozent mehr mussten Kunden des Stromunternehmens demnach zahlen. Die Elektrizitätsversorgung der Gemeinde Gochsheim und die Gemeindewerke Markt Lichtenau verlangten in ihrem günstigsten Tarif jeweils 19 Prozent mehr.

Noch teurer konnte es für Kunden werden, die nicht Strom zum günstigsten Tarif, sondern zum Grundversorgungstarif bezogen. Die höchste Steigerung im Grundversorgungstarif verzeichnete Verivox bei den Gemeindewerken Markt Lichtenau mit 34 Prozent. Auch bei den Gemeindewerken Cadolzburg (32 Prozent) und der Elektrizitätsversorgung der Gemeinde Gochsheim (27 Prozent) sind die Preise in dieser Tarifgruppe stark angestiegen. Grundversorger sind meist die ehemaligen Monopolisten. Wer sich bei einem Einzug nicht in eine Wohnung nicht ausdrücklich für ein anderes Unternehmen oder einen anderen Tarif entscheidet, wird vom Grundversorger zum Grundtarif beliefert.

Glos: Schwächung unseres Wachstums

Glos sagte der "BamS", dauerhaft hohe Energiepreise "schlagen auf den privaten Konsum durch. Das bedeutet eine Schwächung unseres Wachstums." Ein dauerhaft zu hoher Ölpreis könne "die ganze Weltwirtschaft durcheinander bringen". "Das würde sich dann auch auf die Arbeitsplätze in Deutschland auswirken", sagte der Minister. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern forderte er "eine noch höhere Energieeffizienz" und die Förderung erneuerbarer Energien. Gleichzeitig müsse die Politik aber weiter auf die Atomkraft setzen und den Atomausstieg zurücknehmen.

Auf den als relativ umweltfreundlich geltenden Energieträger Gas sollte Deutschland nach Ansicht von Glos hingegen nicht setzen. "Wir dürfen die Nachfrage nach Gas nicht erhöhen. Im Gegenteil: Deutschland sollte nicht ständig neue Gaskraftwerke bauen", sagte er dem Blatt weiter. Forderungen nach einem Aufheben der Bindung des Gaspreises an den Ölpreis, die für den steigenden Gaspreis mitverantwortlich gemacht wird, wies er in der "Wirtschaftswoche" zurück: Die Bundesregierung habe hier keine Kompetenz, da die Preisbindung in Verträgen zwischen Unternehmen vereinbart worden sei. Zudem zeigten die Beispiele von Ländern ohne Ölpreisbindung wie Großbritannien, das Gas dort nicht günstiger sei.

Angesichts der steigenden Energiepreise rechneten auch Chefvolkswirte für dieses Jahr mit einem niedrigeren Wirtschaftswachstum und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Wenn der Durchschnittpreis für ein Barrel Öl von 72 Dollar im Jahr 2007 auf 120 Dollar in diesem Jahr steige, "bedeutet das einen Wachstumsverlust von 1,2 Prozent", sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, der "BamS". Der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Volker Treier, sagte dem Blatt: "Die hohen Energiepreise schaden der Konjunktur und bremsen den Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt. Schon die bis jetzt erfolgten Preissteigerungen kosten mindestens 0,5 Prozentpunkte Wachstum und damit umgerechnet 200.000 Arbeitsplätze."

Quelle: ntv.de

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