EU versalzt das Geschäft Südzucker warnt
23.05.2007, 14:17 UhrDie EU-Zuckerpolitik stößt dem europäischen Marktführer Südzucker bitter auf. Für das laufende Geschäftsjahr (Ende Februar) rechnet Vorstandschef Theo Spettmann mit einem Rückgang des operativen Gewinns um etwa zwei Drittel auf 120 Mio. bis 160 Mio. Euro. "Südzucker ist enormen Verwerfungen in ihrem Kerngeschäft ausgesetzt", sagte er. Erst in zwei Jahren sei Besserung zu erwarten.
Im dominierenden Zuckergeschäft erwartet Südzucker in diesem Jahr ein operatives Ergebnis nahe Null, bei Fruchtzubereitungen (Agrana) und Spezialitäten wie Tiefkühlpizza (Freiberger) und Biokraftstoff (CropEnergies) hingegen Zuwächse. Der Umsatz werde auf 5,1 bis 5,3 (Vorjahr: 5,8) Mrd. Euro schrumpfen. Erst 2009/10 sollen die Erlöse wieder bei 5,4 bis 5,6 Mrd. liegen. Der operative Gewinn soll dann mit über 450 Mio. Euro das Niveau von 2005/06 erreichen, wozu Zucker noch knapp die Hälfte beisteuern soll. 2006/07 brach der Betriebsgewinn auf 419 Mio. Euro ein.
Trotz des Verlusts will Südzucker für 2006/07 erneut eine Dividende von 55 Cent je Aktie ausschütten. Das beruhigte die Anleger aber nicht: Die Aktie verzeichnete deutliche Kursverluste.
Auf die Probleme im Zuckergeschäft reagiert Südzucker mit Werksschließungen und Sparprogrammen. Die Stilllegung der Werke im hessischen Groß-Gerau und in Regensburg sei in Deutschland womöglich nicht das Ende der Fahnenstange, deutete Spettmann an. "In Frankreich beschäftigen wir uns intensiv mit Überlegungen zur Schließung einer der fünf Rübenzuckerfabriken." Auch in Polen sollen Werke dicht machen.
Anlass für den Sparzwang ist die Politik, mit der die EU die Zuckerproduktion um ein Viertel senken will. Der Garantiepreis - drei Mal so hoch wie der Weltmarktpreis - wurde um ein Drittel gesenkt. Da die freiwillige Rückgabe von Produktionsquoten nicht funktionierte, kürzte die EU sie pauschal. Damit kann Südzucker 13,5 Prozent weniger Zucker zum Garantiepreis absetzen.
"Wir rechnen mit einer weiteren Marktrücknahme im Oktober", sagte Finanzchef Thomas Kölbl. Die Möglichkeit, Industriezucker außerhalb der Quote zu verkaufen, nutze Südzucker zwar. Das reiche aber nicht aus, um die Fabriken auszulasten. Zudem müssen die Firmen in einen Fonds einzahlen, aus dem Prämien für die Schließung von Betrieben gezahlt werden. "Diese Strafabgabe haut auch den Marktführer aus dem Sessel", sagte Kölbl. Allein im laufenden Jahr betrage sie 150 Mio. Euro.
Wachstum nur bei Frucht und Spezialitäten
Der Versuch, den Rückgang in Europa, wo Südzucker 25 Prozent Marktanteil hat, durch Käufe in Übersee zu kompensieren, ist dem Konzern zwar noch nicht gelungen. "Brasilien wird aber wieder interessant", sagte Spettmann. In dem Land mit der weltgrößten Zuckererzeugung seien die Preise für Firmen zu hoch gewesen.
Südzucker setzt seine Hoffnungen auf das Geschäft mit Frucht und Spezialitäten. Deren Umsatzanteil soll binnen zwei Jahren auf 50 von 39 Prozent steigen. Bei Biosprit will Südzucker durch den Ausbau seiner Werke zehn Prozent Marktanteil erreichen.
Quelle: ntv.de