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"Siemens-Nachwehen" T-Systems-Chef geht

Die Deutsche Telekom muss sich nach nicht einmal zwei Jahren für ihre Geschäftskundensparte T-Systems erneut einen neuen Chef suchen. Konzernvorstand Lothar Pauly habe den Aufsichtsrat gebeten, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, teilte die Telekom ohne Angabe von Gründen mit. Der 48-Jährige, der im Vorstand für das Systemgeschäft, Produktion, IT und Einkauf zuständig ist, werde den Konzern verlassen. Seine Aufgaben übernimmt vorübergehend Finanzchef Karl-Gerhard Eick.

Pauly war im Oktober 2005 von Siemens zur Telekom gekommen. Dort übernahm er die Leitung von T-Systems von dem unerwartet gestorbenen Konrad Reiss. Sein gesamtes Berufsleben hatte der studierte Betriebswirt bis dahin bei dem Münchener Technologiekonzern verbracht, wo er von 2000 an im Management der Telekommunikationssparte saß.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt vor allem in diesem Bereich wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen von rund 200 Mio. Euro. Einige von Paulys Managementkollegen während seiner Zeit bei Siemens -etwa der frühere Vorstand Thomas Ganswindt - saßen wegen der Vorwürfe sogar in Untersuchungshaft. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte im April berichtet, aus E-Mails aus dem Jahr 2000 gehe hervor, dass Pauly über "mutmaßliche Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe informiert" gewesen sein könnte. Paulys Anwalt bekräftigte am Donnerstag, sein Mandant habe keine Schmiergeldzahlungen abgezeichnet.

Pauly suchte nach Partner für T-Systems

Für T-Systems war Pauly zuletzt auf der Suche nach einem strategischen Partner für das Geschäft mit großen Kunden, den größte Teilbereich von T-Systems. Berichten zufolge gestaltete sich die Suche schwierig. Telekom-Vorstandschef Rene Obermann hatte aber jüngst gesagt, mit potenziellen Interessenten seien erste Gespräche geführt worden, die mit einer kleineren Zahl von
Kandidaten nun intensiviert würden.

Ein Analyst sagte, der Paulys Weggang könnte eine mögliche Partnerschaft beschleunigen, aber auch ein Signal dafür sein, dass T-Systems ganz verkauft werde. Pauly hatte gesagt, ein reiner Verkauf sei nicht das Ziel. Ob T-Systems die Führung behalte, hänge von der Größe des Partners ab. Wichtig sei, einen signifikanten Anteil zu behalten. T-Systems will den Anteil des Auslandsgeschäfts bis 2010 auf 30 von 18 Prozent steigern.

Der Preiskampf macht T-Systems zu schaffen. Allein im ersten Quartal musste die Geschäftskundensparte in Deutschland einen Umsatzrückgang von 16 Prozent hinnehmen, während die Erlöse im Auslandsgeschäft um 18 Prozent zulegten. Pauly hatte 2007 als entscheidendes Jahr für T-Systems und die Telekom im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit bezeichnet. Dem Preisverfall wollte er mit Kostensenkungen begegnen. Unter anderem sollte er das Netz auf IP-Basis umstellen, Standorte in Niedriglohnländern besser ausnutzen und Standorte in die Systemintegration im Inland abbauen.

Gleich zu seinem Amtsantritt hatte Pauly die Neuausrichtung von T-Systems in die Tat umsetzen müssen, die Reiss angestoßen hatte. Unter der Marke hatte die Telekom ihr Systemhaus und das Großkundengeschäft mit dem Geschäftskundenvertrieb der Festnetzsparte T-Com zusammengefasst. In die Pauly-Ära fiel auch die Übernahme der Volkswagen-Tochter Gedas.

Quelle: ntv.de

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