Mit Schifffahrt und Frenzel TUI überrascht den Markt
08.11.2007, 18:16 UhrDer Reise- und Schifffahrtskonzern TUI hat mit einem starken Gewinnzuwachs im dritten Quartal die Finanzmärkte überrascht. Das Unternehmen profitierte im Sommerquartal von einem Buchungsplus von vier Prozent in der Hauptreisezeit. Zudem sorgte die seit vorigem Jahr in der Verlustzone fahrende Containerschifffahrt dank zusätzlicher Transportmengen und wieder höherer Frachtraten für einen unerwarteten Ergebnissprung.
Für das Gesamtjahr bekräftigte TUI als Ziel ein Konzernergebnis über dem schwachen Vorjahresniveau. Sorgen bereitet weiterhin die Fluggesellschaft TUIfly, die in Deutschland das Touristikergebnis drückte. Hier gibt es aber offenbar Überlegungen für einen Strategiewechsel. Änderungen seien angesichts des Umfeldes in der deutschen Luftfahrtbranche und den Problemen bei TUIfly in der jüngsten Vergangenheit nicht auszuschließen, sagte Finanzvorstand Rainer Feuerhake in einer Telefonkonferenz mit Analysten. "Unsere Touristik-Sparte hatte unter dem Strich ein starkes drittes Quartal, und in der Schifffahrt ist die Talsohle durchschritten", sagte Konzernchef Michael Frenzel.
Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebita) des Konzerns erhöhte sich im Zeitraum Juli bis September um fast 45 Prozent auf 830 Mio. Euro. Der Überschuss stieg um gut 53 Prozent auf fast 460 Mio Euro. Der Umsatz profitierte von Zuwächsen in Reise- und Schifffahrt und kletterte um knapp zehn Prozent auf 7,4 Mrd. Euro. "Das ist ohne Frage ein gutes Ergebnis", sagte HVB-Analyst Christian Obst. "Vor allem die Schifffahrt hat positiv überrascht." In der Containerbranche sei offenbar die Zeit des Preisdumping vorbei. In der Touristik sei der Start in die Wintersaison mit Buchungszuwächsen vielversprechend.
Die Containertochter Hapag-Lloyd fuhr von Juli bis September bei einem Umsatzzuwachs von gut sechs Prozent einen Betriebsgewinn von 115 Mio. Euro ein - nach nur neun Mio. im Vorjahr. Branchenanalysten hatten lediglich mit 65 Mo. Euro gerechnet. Damit seien die Verluste des ersten Halbjahres bei der Hamburger Traditionsreederei mehr als ausgeglichen worden, teilte Frenzel mit. Nach neun Monaten verbucht die Tui-Schifffahrt einen Gewinn von 88 Millionen Euro, 14 Prozent mehr als im Vorjahr.
Im Reisegeschäft steigerte Europas größter Touristikanbieter seinen Betriebsgewinn um fast 15 Prozent auf 681 Mio. Euro. Der Umsatz der weitgehend in der neuen britischen Tochter TUI Travel geführten Reisesparte verbesserte sich um gut zwölf Prozent auf 5,8 Mrd. Euro. Allerdings belasten die Probleme bei der deutschen Fluggesellschaft TUIfly die Bilanz weiterhin. In der Region "Europa Mitte" mit dem Kernmarkt Deutschland ging das Touristik-Ergebnis um 18,5 Prozent auf 141 Mio. Euro zurück. TUI Deutschland konnte Sitzkontingente, die von anderen Veranstaltern nach der Zusammenführung und Umbenennung der Fluggesellschaft Hapagfly und HLX zur TUIfly zurückgegeben wurden, zum Teil nur zu Niedrigpreisen verkaufen. Auch in Österreich gab es Einbußen bei Türkei-Reisen. Dagegen lief das Geschäft in Frankreich, wo TUI zuletzt Verluste machte, wieder deutlich besser. Auch in Großbritannien stieg das Ergebnis.
Am Donnerstagnachmittag teilte das Unternehmen mit, das TUI-Vorstandschef Michael Frenzel weiter an der Spitze des Reise- und Schifffahrtskonzerns bleibt. Der Aufsichtsrat verlängerte den Vertrag Frenzels vorfristig bis Ende März 2012, regulär wäre der Vertrag 2008 ausgelaufen. Der 60-jährige Frenzel leitet die TUI seit 1994 und hat damit die längste Amtszeit unter allen Vorstandschefs der Dax-Unternehmen. Bei Aktionären steht Frenzel wegen der schwachen Entwicklung des Aktienkurses und seiner Strategie allerdings seit langem in der Kritik.
Quelle: ntv.de