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Autobauer vor US-Kongress Tag der Entscheidung

Die Ehe wird wohl geschieden. Ford muss sich angesichts der Krise in der Autobranche wahrscheinlich vom schwedischen Autobauer Volvo trennen. Ford-Chef Alan Mulally verspricht die "beste Entscheidung für Volvo und Ford". Volvo sei eine starke Marke mit gutem Image bei Sicherheit und Umweltverträglichkeit. Man setzte einen "anspruchsvollen Plan zur Verbesserung der finanziellen Ergebnisse um", sagte der Ford-Chef über die Schweden. Das hört sich, trotz all der guten Worte, sehr nach Beziehungsende an.

Wundern würde die Maßnahme nicht sonderlich. Die einst großen Drei der US-Automobilindustrie verscherbeln derzeit alles, was Geld bringt. In den USA werden sie verächtlich nur noch "The Detroit Three" genannt. Ford verkaufte erst vor zwei Wochen seinen 20-Prozent-Anteil an Mazda für 540 Millionen Dollar. Schon im März wurden Jaguar und Land Rover für rund 2,3 Milliarden Dollar an den indischen Tata-Konzern verkauft. Bei General Motors werden selbst gewinnbringende Kooperationen, wie die Zusammenarbeit mit Suzuki, abgestoßen. Die Marke Hummer soll schon seit Juni verkauft werden, nur keiner will sie haben. Mindestens eine weitere scheint jetzt zur Disposition zu stehen.

Insolvenz könnte auch deutsche Autobauer treffen

Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sieht die Lage der US-Automobilindustrie als dramatisch an. "General Motors haben noch Bar-Reserven, die gehen vielleicht bis März. Bei Chrysler wird es weniger ausreichend sein. Bei Ford kann man gut von einem Jahr an Bar-Reserven reden", sagt der Branchen-Kenner bei n-tv.

Die Auswirkungen einer Insolvenz von GM auf Opel könnten gravierend sein, so Dudenhöffer. Die größten Gefahren sieht er in der Pleite von Zulieferunternehmen. Dadurch könnten auch andere Autobauer betroffen sein. "Es könnten in München oder in Wolfsburg auch die Bänder still stehen, wenn bei Opel große Probleme auftauchen, die auch Zulieferer mit nach unten reißen." Als mögliche Lösung sieht er nur die Entflechtung der Unternehmen.

Offensichtlich haben diese Maßnahmen bisher keinen Durchbruch gebracht. Im dritten Quartal hat Ford Liquidität von 7,7 Milliarden Dollar verbrannt. Ohne Staatshilfen scheint eine Insolvenz im kommenden Frühjahr nicht mehr zu verhindern zu sein. Bei General Motors betrug der Verlust im dritten Quartal 2,5 Milliarden Dollar. Die Liquidität von GM steht zudem ernsthaft in Frage. Von den 23 Milliarden Dollar, die man im Sommer noch hatte, ist kaum noch etwas verfügbar. Und die US-Autobauer sind derzeit sicher die letzten, die in den USA noch Kredite bekommen.

Republikaner stellen sich quer

Das macht die Sitzung vor dem US-Kongress noch brisanter. Nicht nur für Ford geht es bei der heutigen Anhörung ums nackte Überleben. Auch GM steht mit dem Rücken zur Wand und Chrysler geht es nicht besser. Da ist guter Rat teuer. Zumal sich die Republikaner bei Hilfen für die marode Auto-Industrie quer stellen. Noch-Präsident George W. Bush verweigerte sich schon bei der letzten Anhörung. Doch vor der Amtseinführung von Barack Obama im Januar gibt es ohne die Republikaner keine Mehrheit.

Entscheidend werden die Ideen sein, mit denen die Auto-Bosse vor den Kongress treten. Beim letzten Mal wurden die sonst so selbstbewussten Manager regelrecht vorgeführt. Auf die Frage, was sie denn mit den Milliarden aus dem Steuersäckel genau anstellen und wie sie denn verhindern würden, dass sie in ein paar Wochen wieder als Bittsteller auftreten müssten, blieben sie ohne klare Antwort. Noch peinlicher wurde es bei Fragen nach der Anreise im Privatjet oder nach ihren Millionengehältern. Da schrumpften eingebildete Milliardenjongleure auf Zwergmaß zusammen. Eine eindrucksvolle Machtdemonstration der US-Politik.

Ford setzt auf Umwelt

Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" will Ford vor den Parlamentariern die Umweltkarte ziehen. Alan Mulally werde dem Kongress erläutern, dass Ford die Entwicklung von Fahrzeugen mit hybriden und elektrischen Antrieben deutlich voran bringe. Bereits am 1. Dezember hatte Mulally in einem Interview gesagt, Ford wolle bis 2011 einige neue Hybrid- und Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen, darunter einen batteriebetriebenen Transporter für gewerbliche Zwecke und ein Kompaktfahrzeug.

Ab 2012 soll ein Ford-Elektroauto folgen, das an haushaltsüblichen Steckdosen aufgeladen werden kann. Chairman William Ford Jr. verspricht laut Zeitung sogar, Ford zu einem globalen grünen High-Tech-Konzern umzubauen. Sollte Ford Staatshilfen bekommen, wäre Mulally bereit, für einen symbolischen Dollar Gehalt im Jahr zu arbeiten, schreibt das WSJ. 2007 verdiente der Manager dem Bericht zufolge 21,67 Millionen US-Dollar. Bei der ersten Kongressanhörung hatte er sein bisheriges Gehalt noch als angemessen verteidigt.

GM-Chef Wagoner auf der Kippe

GM will sich nach WSJ-Informationen auf den Schuldenabbau konzentrieren und mindestens eine seiner acht Marken verkaufen. Am Wahrscheinlichsten sei der Verkauf der schwedischen Marke Saab. Mit ihrem chinesischen Partner Shanghai Automotive Industry Corp (SAIC) soll GM außerdem über einen Teilverkauf von Buick gesprochen haben.

In der vergangenen Woche hieß es bereits in der Presse, GM prüfe den Verkauf der Marken Saturn, Saab und Pontiac. Für den spritschluckenden Geländewagen Hummer sucht der Konzern bereits nach einem Käufer. Zu GM gehören in den USA außerdem noch die Marken Buick, Cadillac, Chevrolet und GMC.

Auch GM-CEO Rick Wagoner sei zu einem Gehaltsverzicht bereit. Sollte Wagoner vor dem Kongress keinen Erfolg haben, sei sein Posten bei GM in Gefahr, zitiert das Blatt informierte Kreise.

Quelle: ntv.de

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