Warten auf Rettungsplan Tag der Wahrheit für Opel
27.02.2009, 13:14 UhrFür Opel schlägt heute die Stunde der Wahrheit. Der Aufsichtsrat des angeschlagenen Autobauers berät zur Stunde in einer Krisensitzung in Rüsselsheim über den Rettungsplan des Managements. Ein solcher Plan ist Voraussetzung dafür, dass die Bundesregierung Opel wie gewünscht unter die Arme greift. Schlüsselelement des Konzepts dürfte die Trennung von dem ums Überleben kämpfenden Mutterkonzerns General Motors werden. Für den Nachmittag ist ein Auftritt des Managements vor der Presse geplant.
Von dem Sanierungsplan werden auch offizielle Angaben dazu erwartet, wie viel Hilfe Opel benötigt. Nach Medieninformationen wurde von GM- und Opel-Managern in den Verhandlungen mit Bund und Ländern ein langfristiger Kapitalbedarf von acht bis neun Mrd. Euro genannt. Opel-Chef Hans Demant wies diese Größenordnung als "völlig aus der Luft gegriffen" und "absurd hoch" zurück. Bisher war von Krediten oder Bürgschaften von rund 3,3 Mrd. Euro die Rede gewesen.
Bochum ist größtes Problem
Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge plant Opel den Verkauf seines Werkes im thüringischen Eisenach. In diesem wird der Kleinwagen Corsa gebaut. Als möglicher Käufer sei der Autokonzern Daimler im Gespräch, berichtete die Zeitung ohne Angabe von Quellen. Erste Kontakte hätten bereits stattgefunden.
Die Zukunft des Werkes in Bochum hingegen sei ungewiss. Bochum sei das größte Problem, zitierte die "FTD" aus Kreisen der Bundesregierung. Die Werke Rüsselsheim und Kaiserslautern könnten dagegen als Teil eines neuen europäischen Opel-Konzerns erhalten bleiben. Dieses Modell habe sich in den vergangenen Tagen in Gesprächen mit GM, Opel und anderen deutschen Herstellern herauskristallisiert.
Gegen die Schließung des Bochumer Werks sprach sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers aus. Der CDU-Politiker machte im ZDF staatliche Hilfen für Opel vom Erhalt aller vier Standorte sowie mehr Eigenständigkeit von GM abhängig. "Bochum ist überhaupt kein Problem, sondern eines der effizientesten Werke innerhalb des Konzerns", sagte Rüttgers.
Abtrennung von GM schwierig
Die Bundesregierung zeigt sich inzwischen zunehmend verärgert über GM und mahnte in den USA tragfähige Konzepte an, um die mehr als 25.000 Arbeitsplätze an den vier deutschen Standorten zu bewahren. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hält eine Abtrennung von Opel aus dem US-Mutterkonzern für problematisch. Ein "abstraktes Herausbrechen" von Opel erscheine sehr schwierig, sagte der CSU-Politiker Berlin. Vor allem die tiefe technologische Verflechtung sei ein Problem.
Guttenberg forderte erneut das GM-Management auf, ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln. Es sei nicht Sache der Bundesregierung Vorschläge zu machen, wie ein Unternehmen zukunftsfest zu machen ist. "Das muss von der Unternehmensspitze kommen." Sollten bei einer möglichen europäischen Opel-Lösung Steuergelder fließen, müssten umgekehrt die Arbeitsplätze sicher sein, sagte Guttenberg.
Wagoner hält die Hand auf
In den USA traf sich unterdessen die GM-Führung zu einem Krisengespräch mit der Regierung in Washington. Nach Angaben informierter Kreise bekräftigte GM-Chef Rick Wagoner bei dem sechsstündigen Treffen seine Forderung nach weiteren Staatshilfen in Höhe von 16 Mrd. Dollar.
Es war das erste Treffen von General Motors mit der sogenannten Auto-Task-Force der Regierung von Präsident Barack Obama. Weitere Einzelheiten der als vertraulich eingestuften Gespräche wurden nicht bekannt.
Zuvor hatte der Konzern für 2008 einen schwindelerregenden Verlust von 30,9 Mrd. Dollar bekanntgegeben. Auch das Geschäft in Europa mit der Hauptmarke Opel rutschte tiefer in die roten Zahlen. Der operative Verlust verfünffachte sich auf 2,9 Mrd. Dollar.
Quelle: ntv.de