BMW und MAN Tausende in Kurzarbeit
20.01.2009, 13:35 UhrDie anhaltende Absatzkrise zwingt den Autobauer BMW sowie den Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN in die Kurzarbeit. Bei BMW soll nach einer mehrwöchigen Produktionspause in den Weihnachtsferien in den kommenden Wochen rund ein Viertel aller Mitarbeiter weniger arbeiten. Geplant sei, im Februar und März an vier deutschen Standorten insgesamt 38.000 Fahrzeuge weniger zu bauen als ursprünglich geplant, sagte Personalvorstand Harald Krüger. Ab April soll die Produktion dann wieder normal laufen. Weitere Stellenstreichungen wie im vergangenen Jahr sind nicht geplant.
Eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat über Kurzarbeit sei unter Dach und Fach, sagte Krüger. "Wir haben jetzt eine grundsätzliche Vereinbarung, Kurzarbeit an ausgewählten Tagen zu fahren. Wir reden aber nur über einzelne Tage und Schichten, die ausfallen." Wie viel dies jeweils an den einzelnen Standorten sei, sei momentan noch nicht entschieden.
Betroffen sind die Werke Dingolfing, Regensburg, Landshut und Berlin. So sollen in Dingolfing 15.000 von rund 20.000 Mitarbeitern in Kurzarbeit gehen. In Regensburg sind 8000 von 9500 Stellen betroffen, in Landshut 2700 von 3500. In Berlin ist geplant, 190 Mitarbeiter in der Bremsscheibenfertigung weniger arbeiten zu lassen. Die Motorradproduktion in der Hauptstadt ist nicht betroffen. Keine Kürzungen soll es im Werk München, in Leipzig und an den ausländischen Standorten wie etwa in Spartanburg in den USA geben.
MAN vereinbarte für die Standorte München, Nürnberg und Salzgitter durchschnittlich 42 Schließtage für das erste Halbjahr. Betroffen seien rund 9400 Beschäftigte in Deutschland, sagte ein Sprecher. Seit Mitte Dezember gelte zudem für das Werk im österreichischen Steyr Kurzarbeit.
Verschärfte Marktsituation
Weniger gebaut werden sollen bei BMW vor allem Modelle der 3er- und 5er- Baureihe, die im vergangenen Jahr teils drastische Absatzeinbußen hatten. "Die Marktsituation hat sich im vierten Quartal noch einmal verschärft, besonders auf wichtigen Märkten wie den USA oder Japan", sagte Krüger.
Die Auswirkungen für die Beschäftigen sollen sich aber in Grenzen halten. Laut BMW ist vorgesehen, ihnen in mindestens 93 Prozent ihres durchschnittlichen Nettoeinkommens zu zahlen, selbst wenn die Arbeitszeit unter dieses Niveau sinkt. Außerdem soll die Produktion nach derzeitigem Stand der Planungen ab April wieder normal laufen.
Zur Höhe der Einsparungen durch die zusätzlichen Kürzungen machte Krüger noch keine Angaben. "Das werden wir in den nächsten vier bis sechs Wochen klären. Momentan ist das noch nicht zu beziffern." Weitere Stellenstreichungen wie im vergangenen Jahr seien nicht geplant. "Es wäre sehr kurzfristig gedacht, uns von den Mitarbeitern, die wir für künftiges Wachstum brauchen, zu trennen."
Sollte die Nachfrage im Frühjahr wider Erwarten nicht anspringen, stünden BMW durchaus noch weitere Mittel zur Verfügung, um die Produktion ohne Stellenstreichungen anzupassen, sagte Krüger. "Unsere Arbeitszeitkonten sind unterschiedlich gefüllt, aber wir haben da noch Spielraum." Außerdem liege die natürliche Fluktuation pro Jahr bei 1000 bis 2000 Stellen. Ultima Ratio bleibe eine Fortsetzung oder gar Ausweitung der Kurzarbeit. "Wir gehen aber nach momentanem Stand der Dinge davon aus, dass wir diese Optionen nicht ziehen müssen."
Hilfe für Finanzsparte
Der Münchner Automobilbauer hat zudem Interesse an einer Staatsbürgschaft für seine Finanzsparte. Ähnlich wie andere Autobauer erwäge das Unternehmen, seine Finanzierungsgeschäfte durch die öffentliche Hand absichern zu lassen, bekräftige ein Konzernsprecher.
Er widersprach damit einem Bericht der "Bild"-Zeitung, die zuvor gemeldet hatte, BMW prüfe, Staatshilfen in Anspruch zu nehmen. Für den Automobilbau gebe es keine solchen Absichten, so der Sprecher.
Neben BMW haben offenbar zahlreiche weitere Unternehmen der Autoindustrie Interesse an staatlichen Garantien. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sehe wegen der schwierigen Lage einen hohen Bedarf an Staatsbürgschaften in der Branche, heißt es in dem Zeitungsbericht.
Der VW-Konzern hatte im Dezember als erster deutscher Autobauer für seine hauseigene Bank staatliche Hilfen aus dem Rettungspaket der Bundesregierung beantragt.
Quelle: ntv.de