Meldungen

Keine "Herz"lichkeit Tchibo droht Unruhe

Die Hamburger Familie Herz, Eigentümerin des Tchibo-Konzerns und Mehrheitsbesitzerin des Nivea-Herstellers Beiersdorf, kommt nicht zur Ruhe. Bei der Hauptversammlung der Familienholding an diesem Donnerstag wird erstmals ein familienfremder Aktionär auftauchen und dem Treffen der Geschwister Michael, Wolfgang und Joachim Herz mit ihrer Mutter Ingeburg eine völlig andere Note geben. Der umstrittene Kölner Investor Karl-Walter Freitag hat sich angesagt und dürfte Fragen stellen - eine unangenehme und ungewohnte Situation für die Herz-Familie, die zu den reichsten in Deutschland gehört.

Die Aktien hat Freitag, da ist sich die Familie sicher, von Joachim Herz bekommen. Michael und Wolfgang Herz besitzen jeweils rund 35 Prozent der Anteile, Joachim und Ingeburg Herz jeweils 15 Prozent. Die Familienmitglieder haben sich vertraglich verpflichtet, Aktien zunächst in der eigenen Familie zu verkaufen, ehe sie jemand anderem angeboten werden - außer Joachim. Er ist aus dem Poolvertrag ausgestiegen und soll sich unterschätzt und ausgebootet fühlen. Die Fäden bei Tchibo zieht Michael Herz. Joachim selbst äußert sich nicht, so wenig wie Freitag.

"Das hat mit dem Unternehmen nichts zu tun, sondern ist nur ein Störmanöver", heißt es aus dem Umfeld der Unternehmensleitung. Tatsächlich kann Freitag mit seinen vier Aktien keinen Einfluss auf den Kurs bei Tchibo nehmen, wohl aber einen hohen Lästigkeitswert entfalten. Er beschimpft schon einmal in öffentlichen Hauptversammlungen Vorstände als "Lumpen, Lügner und Pöbler" und wird unter Einschaltung der Polizei aus dem Saal gewiesen - zu Recht, wie unlängst das Oberlandesgericht Bremen feststellte (Az: 2 U 113/06).

Der Störenfried kommt der Herz-Familie auch deshalb ungelegen, weil das Unternehmen nicht mehr so richtig rund läuft. Zwar verdient Tchibo immer noch gutes Geld, aber eben nicht mehr so viel wie in früheren Jahren. Das bislang einmalige Geschäftsmodell, neben dem klassischen Kaffee-Geschäft allerlei Gebrauchsartikel sowie sonstige Produkte bis hin zu Handys, Urlaubsreisen und Versicherungen anzubieten, wird mittlerweile von Discountern kopiert. Die Tchibo- Produkte sollen nun höherwertig platziert und das Image aufpoliert werden, um wieder zum alten Kult-Status zurückzufinden. Die neue Bekleidungskollektion "Mitch & Co." soll bereits gut angekommen sein.

Der Streit unter den Geschwistern, der seinen Ursprung in einer ausdeutbaren Formulierung im Testament des Vaters Max Herz nahm, dauert schon seit Jahrzehnten. Vor vier Jahren hatten sich Günter Herz, der Tchibo mehr als 30 Jahre erfolgreich führte, und seine Schwester Daniela nach langem Gezerre für vier Milliarden Euro aus dem Konzern herauskaufen lassen. Mit dem Kapital stieg Günter Herz bei Puma ein und wieder aus - Gewinn rund 500 Millionen Euro. So viel kostete es ihn auch, den technischen Dienstleister Germanischer Lloyd in Hamburg zu übernehmen. Da ein Großteil des Geldes nicht dauerhaft investiert ist, sucht Günter Herz noch immer nach interessanten Unternehmen, die er kaufen kann - während der Rest der Familie sich weiter streitet.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen