"Squeeze-out"-Termin offen Techem ohne Dividende
30.01.2008, 16:51 UhrNach der weitgehenden Übernahme des Energiedienstleisters Techem durch die australische Bank Macquarie ist noch kein Termin für einen Rückzug von der Börse bekannt. "Offenbar ist dazu noch keine Entscheidung gefallen", sagte Techem- Vorstandschef Horst Enzelmüller auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Frankfurt. Zwar seien die rechtlichen Voraussetzungen für eine Zwangsabfindung (Squeeze-out) der verbliebenen Kleinaktionäre erfüllt, da Macquarie mehr als 95 Prozent der Anteile besitze. Die Bank habe dem Techem-Management aber bislang keine Pläne dazu mitgeteilt. Die Hauptversammlung beschloss, keine Dividende auszuzahlen.
In einer Übernahmeschlacht gegen mehrere Hedge-Fonds hatten sich die Australier letztlich durchgesetzt und bis zu 60 Euro pro Aktie gezahlt. Enzelmüller verteidigte vor den rund 50 Aktionären, dass sich das Techem-Management nach anfänglicher Ablehnung schließlich doch für die Übernahme durch Macquarie ausgesprochen habe. "Wir hätten es vorgezogen, eine unabhängige, börsennotierte Techem AG in eine Erfolg versprechende Zukunft zu führen. Das wäre jedoch mit der Aktionärsstruktur, wie wir sie seit dem letzten Frühjahr hatten, nicht möglich gewesen", sagte Enzelmüller. Es habe die Gefahr bestanden, dass das Unternehmen in instabile Verhältnisse gerate. "Diese Destabilisierung des Unternehmens konnten wir nun mit Hilfe von Macquarie vermeiden."
Übernahme-Turbulenzen kosteten mehr elf Milllionen Euro
Obwohl die Übernahmeschlacht dem Unternehmen - etwa durch die Beratung von Rechtsanwälten und Banken - Kosten in Höhe von 11,8 Millionen Euro verursacht habe, sei Techem heute gut aufgestellt. Das Unternehmen, das sich vor allem auf das Ablesen von Heizungs- und Wasserkosten konzentriert, betreute zuletzt mit rund 2800 Mitarbeitern etwa 7,9 Millionen Wohnungen und mehr als 40 Millionen Ablesegeräte. Der Umsatz lag im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr bei 560 Millionen Euro.
Die Hauptversammlung beschloss, auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten. Dies hatte das Management vorgeschlagen, weil der Bilanzgewinn der AG von 120,6 auf 41,6 Millionen Euro zurückgegangen sei. Dies sei unter anderem auf die hohe Dividende im Vorjahr von zwei Euro pro Aktie und einem Aktienrückkaufprogramm zurückzuführen. "Eine erneute Dividendenzahlung wäre nur über eine Erhöhung der Verschuldung möglich", sagte Enzelmüller.
Die australische Investmentbank Macquarie hatte Techem für einen ihrer Infrastrukturfonds gekauft, in den institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen Geld gegeben haben.
Quelle: ntv.de