Auslandsgeschäft im Blick Telekom kämpft
15.05.2008, 15:35 UhrWeitere Zukäufe im Ausland sollen bei der Deutschen Telekom Umsatzeinbußen im Inland ausgleichen. Vorstandschef Ren Obermann wollte bei der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft in Köln zwar nicht preisgeben, auf welche Firmen und Länder die Telekom ein Auge geworfen hat, sagte aber: "Wenn sich die richtige Gelegenheit zum geeigneten Zeitpunkt bietet, dann werden wir sie auch zukünftig beim Schopfe packen."
Obermann zeichnete vor rund 6500 Aktionären ein insgesamt positives Bild der Fortschritte bei Kostensenkung und Servicequalität, die der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielt habe. Er sei wieder Marktführer bei DSL-Neuanschlüssen und habe die Marktführerschaft beim Mobilfunk in Deutschland ausgebaut. Vertreter von Aktionärsorganisationen bescheinigten dem Telekom-Management insgesamt gute Arbeit in einem schwierigen Marktumfeld.
Deutliche Kritik übte Obermann an der Regulierungspolitik. Immer weitere erzwungene Kostensenkungen bei Vorprodukten - beispielsweise der Überlassung von Leitungen oder DSL-Breitbandzugängen - brächten die Gefahr mit sich, dass künftig Mittel für den notwendigen Ausbau der für den Wirtschaftsstandort Deutschland unerlässlichen Breitbandinfrastruktur fehlten.
OTE bringt 15 Millionen Mobilfunkkunden
Auch wegen der Regulierung müsse die Telekom künftig noch unabhängiger vom deutschen Markt werden, betonte der Obermann. 2007 habe der Konzern erstmals mehr als 50 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. In wenigen Jahren könne der Auslandsanteil zwei Drittel oder mehr ausmachen.
In diese Strategie füge sich die Übernahme der Unternehmensführung bei der griechischen Telefongesellschaft OTE ein, die bereits am Mittwoch mit der griechischen Regierung vereinbart wurde. OTE sei nicht nur Marktführer in Griechenland, sondern habe weitere Tochtergesellschaften in Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Albanien und halte eine 20-Prozent-Beteiligung am Festnetz- und Mobilfunkmarktführer in Serbien, sagte Obermann. Damit kämen 15 Millionen Mobilfunkkunden und neun Millionen Festnetzkunden neu in die Telekomgruppe; das Potenzial liege bei rund 56 Millionen Menschen in der Region.
Digital vernetzte Zukunft
Obermann setzt in seiner Zukunftsstrategie aber auch auf technische Neuerungen. Die Telekom wolle eine führende Rolle spielen bei der sich abzeichnenden Digitalisierung des Alltagslebens, die der Vorstandsvorsitzende unter den Begriff "Vernetztes Leben und Arbeiten" zusammenfasste. Die Telekom wolle sich vom reinen Zugangsanbieter ins schnelle Internet in Festnetz und Mobilfunk zu einem Anbieter personalisierbarer Dienste entwickeln.
Dazu gehörten hochauflösendes Fernsehen ebenso wie sogenannte Community-Angebote, intelligentes Management von Inhalten, die für den Nutzer von überall her erreichbar sind, sowie die Bereitstellung auf Anforderung zeitweise nutzbarer Software im Netz als attraktives Geschäftsmodell.
Quelle: ntv.de