USA aufgepasst! ThyssenKrupp kommt
11.05.2007, 17:52 UhrDer größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp geht in Nordamerika mit einem neuen Werk in die Offensive. Der Konzern kündigte den Bau einer Anlage im US-Bundesstaat Alabama an und hob zugleich seine Gewinnprognosen für das laufende Jahr und darüber hinaus deutlich an. Das Unternehmen hakt mit den US-Plänen die Niederlage im Kampf um den kanadischen Hersteller Dofasco ab, der ursprünglich im Zentraum seiner Nordamerika-Strategie stand.
Das Werk für Stahl und Edelstahl werde in Mount Vernon im US-Bundesstaat Alabama errichtet, hieß es. Der Konzern bezifferte das Investitionsvolumen auf 3,1 Mrd. Euro - deutlich mehr als die bislang veranschlagten 2,3 Mrd. Euro. ThyssenKrupp begründete dies damit, dass sich höhere Kapazitäten als wirtschaftlich sinnvoll erwiesen hätten. Ursprünglich war eine Jahreskapazität von 5,5 Mio. Tonnen geplant, nun sollen es bis zu 6,2 Mio. Tonnen sein. Die Anlage mit rund 2.700 Mitarbeitern soll 2010 in Betrieb gehen.
Auto und Maschinenbau soll Wachstum treiben
"Dieses Projekt ist zentraler Bestandteil der Konzernstrategie für die Segmente Steel und Stainless, die auf profitables Wachstum in Europa und Nordamerika ausgerichtet ist", sagte Konzernchef Ekkehard Schulz. Er kündigte zugleich an, dass die deutschen Standorte und der Marktauftritt in Europa mit Investitionen von mehr als 700 Mio. Euro gestärkt werden sollen. ThyssenKrupp setzt nach eigenen Angaben im Wettbewerb mit Branchenriesen wie Arcelor Mittal weniger auf die Menge als auf hohe Stahlqualität. In Nordamerika hat das Unternehmen dabei Kunden aus der Automobilindustrie, der Bau- und Maschinenbaubranche im Blick.
Der mit seinen Prognosen traditionell eher vorsichtige Konzern hob am Freitag auch seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr an. "Auf Grundlage der sehr guten Ergebnisse in den ersten beiden Quartalen und verbesserter Wachstumsaussichten gehen wir nun davon aus, den Umsatz auf rund 50 Mrd. Euro zu steigern und ein Ergebnis vor Steuern - vor wesentlichen Sondereffekten - von rund 3,5 Mrd. zu erwirtschaften", sagte Vorstandschef Schulz. Bislang hatte er mit einem Vorsteuerergebnis (EBT) vor Sondereffekten von bis zu 2,9 Mrd. Euro gerechnet. Die Umsatzprognose hatte bei 48 Mrd. bis 49 Mrd. Euro gelegen.
"Klotzen statt kleckern"
Analysten hatten mit einer Anhebung der Prognose gerechnet. Bis 2010 will ThyssenKrupp einen Umsatz von rund 60 Mrd. Euro erzielen und ein EBT vor Sondereffekten von vier Mrd. Euro. Anschließend sollen die Erlöse sogar auf 65 Mrd. und das EBT vor Sondereffekten auf 4,5 Mrd. bis fünf Mrd. Euro steigen.
Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2006/07 musste der deutsche Branchenprimus hingegen wegen einer EU-Kartellstrafe einen Rückschlag einstecken. Der Vorsteuergewinn brach auf 572 Mio. Euro nach 773 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum ein. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 13 Mrd. Euro. Die EU-Kommission hatte im Februar gegen ThyssenKrupp wegen Preisabsprachen im Fahrstuhlgeschäft eine Geldstrafe von 480 Mio. Euro verhängt, die der Konzern nun verbuchte.
Quelle: ntv.de