Gewinnerwartung angehoben Tognum bleibt optimistisch
12.03.2008, 10:29 UhrDie Rekordjagd des Euro lässt den exportabhängigen Motorenbauer Tognum weitgehend kalt. Zwar könne der schwache Dollar Wettbewerbern aus Nordamerika wie Cummins und Caterpillar Vorteile verschaffen, sagte Tognum-Vorstandschef Volker Heuer. "Aufgrund unserer zum Teil einzigartigen Marktstellung sehen wir jedoch gute Chancen, im US-Dollar-Raum zusätzliche Preiserhöhungen von drei Prozent durchzusetzen."
Dem Aufwärtstrend des Euro begegnet der aus der früheren Daimler-Tochter MTU Friedrichshafen hervorgegangene Tognum-Konzern auch mit Währungsabsicherung an den Finanzmärkten sowie einer Aufstockung der Produktion in den USA und in China. Beim Schuldendienst profitiert der Börsenneuling sogar von der teilweisen Verschuldung in Dollar, da für die Zinszahlungen umgerechnet weniger Euro fällig werden. Das Euro-Thema "nehmen wir für 2008 relativ relaxed", sagte Heuer.
Verhaltenes Renditewachstum
Abstriche muss das vor knapp 100 Jahren gegründete und seit Mitte 2007 börsennotierte Unternehmen wegen der Euro-Aufwertung allerdings beim Renditewachstum machen. "Unsere Gewinnerwartungen basieren auf einer weiteren US-Dollar-Schwäche im ersten Halbjahr 2008 und im zweiten Halbjahr auf einer Umkehr dieser Wechselkursentwicklung auf das Niveau von 2007", sagte der Vorstandschef. Als Zielmarken für dieses Jahr hat sich das mit fast zwölf Prozent am Kapital beteiligte Management ein Plus beim Ergebnis pro Aktie von gut einem Viertel auf zwei Euro zum Ziel gesetzt. Die operative Rendite soll mit 13 bis 15 Prozent um das 2007 erreichte Niveaus von 13,8 Prozent schwanken.
Bislang sieht sich Tognum auf Kurs. "In den ersten beiden Monaten dieses Jahres haben sich unsere Geschäfte positiv entwickelt", sagte Heuer. Für 2008 plant er ein Umsatzplus von elf bis 13 Prozent, nach Erlösen von 2,8 Milliarden Euro im Jahr 2007. Die Werke seien voll ausgelastet, zum Teil seien Sonntagsschichten notwendig. "Wir können konjunkturelle Schwankungen durch unsere sehr breite Aufstellung besser abfedern", gab sich Heuer zuversichtlich. Die Diesel- und Gasmotoren mit hohen Drehzahlen von Tognum werden unter anderem als Antriebe in Schiffen, Panzern, Schwerlast-Lkw und Zügen eingebaut. Die Hälfte des Umsatzes wird in Dollar abgerechnet.
Brennstoffzellen-Technik bis 2010 serienreif
Kr äftiges Wachstum verspricht sich Tognum von Notstromaggregaten und Blockkraftwerken. "Weltweit wird die Nachfrage nach dezentraler Energieversorgung wachsen, da die Sicherheit der Stromnetze abnimmt und Stromausfälle wahrscheinlicher werden", sagte Heuer. Punkten will der Konzern als einer von weltweit nur zwei zugelassenen Anbietern von Notstromaggregaten in Atomkraftwerken. Spätestens 2010 soll zudem die selbst entwickelte Brennstoffzellen-Technik zur Verstromung von Erd- oder Biogas serienreif sein. Damit kann Tognum in die Märkte von Wartsila und MAN vorstoßen, deren langsam laufende Motoren die Bordenergie auf Schiffen erzeugen.
Die Sparte dezentrale Energieversorgung und das margenträchtige Motoren-Wartungsgeschäft will Heuer auch mit Übernahmen voranbringen. "Akquisitionsziele sind Unternehmen mit einem Wert von bis zu 100 Millionen Euro", sagte er. Kurz vor dem Börsengang hatte sich Tognum den US-Energieanlagenbauer Katolight einverleibt. "Was wir mit Katolight in den USA gemacht haben, überlegen wir durchaus auch in Europa und in Asien zu machen." Sprunghaft vergrößern soll sich der Absatz in Asien. "Unseren Umsatz in der Region Asien-Pazifik wollen wir binnen fünf Jahren auf 800 Millionen Euro verdoppeln", sagte Heuer.
Quelle: ntv.de