Allein gegen Alle Trutzburg GDL
10.07.2007, 06:23 UhrNach Anweisungen mehrerer Arbeitsgerichte hat die Lokführergewerkschaft GDL ihre bundesweiten Warnstreiks am Dienstagvormittag vorzeitig beendet. Zuvor hatten die Arbeitsgerichte in Mainz und Düsseldorf die Aktionen per einstweiliger Verfügung untersagt. GDL-Chef Manfred Schell gab sich unbeeindruckt: Die Landesarbeitsgerichte würden der Gewerkschaft in der nächsten Instanz Recht geben. Das Klima vor dem Gespräch mit Bahnchef Hartmut Mehdorn am Freitag werde so aber vergiftet. Bis Freitag wollte die GDL aber ohnehin nicht mehr streiken. Mehdorn bezeichnete die Warnstreiks der Lokführer als "unbotmäßig". Der Bahnchef lehnte Zugeständnisse an die GDL strikt ab. Er werde am Freitag den mit den anderen Gewerkschaften erzielten Tarifabschluss vorlegen.
Am Morgen hatten die Lokführer den Bahnverkehr zunächst bundesweit zum Erliegen gebracht. Betroffen waren Nah-, der Fern- und auch der Güterverkehr. Da die Arbeitsniederlegungen erst ab 8.00 Uhr begannen, blieb der Berufsverkehr anders als vor einer Woche jedoch in weiten Teilen verschont. Der Streik war bis 11.00 Uhr geplant, wurde dann aber knapp eine Stunde vorher abgebrochen. Nach Angaben der Deutschen Bahn begründeten die Gerichte die Verfügung damit, dass die Friedenspflicht weiter bestehe. Die von der GDL erhobenen Forderungen richteten sich auch gegen Teile des Tarifvertrags, der nicht Ende Juni ausgelaufen sei.
Laut Mehdorn prüft die Bahn Schadenersatzforderungen an die GDL. Von den Warnstreiks seien 140 Züge direkt betroffen gewesen. Zur Schadenshöhe konnte Mehdorn vorerst keine Angaben machen. Die Bahn werde alles dafür tun, weitere Störungen für die Fahrgäste zu vermeiden.
Die GDL verlangt einen eigenen Tarifvertrag für das Fahrpersonal sowie Lohnerhöhungen von bis zu 31 Prozent. Die beiden anderen Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA hatten sich am Montag mit der Bahn auf Gehaltserhöhungen für rund 134.000 Beschäftigte von 4,5 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 600 Euro verständigt. Der Abschluss ist nach Transnet-Angaben der höchste in den diesjährigen Tarifrunden in Deutschland.
Auch gegen Bahn-Börsengang
Die kleinere GDL ist seit längerem mit den anderen beiden Gewerkschaften zerstritten. Bereits in vergangenen Tarifrunden hatte sie für einen eigenen Tarifvertrag gekämpft, sich aber nicht durchsetzen können. Nach Angaben der Bahn prüft das Mainzer Arbeitsgericht derzeit, ob ein Spartentarifvertrag überhaupt rechtlich möglich wäre.
Anders als Transnet und GDBA lehnt die GDL den von Mehdorn geplanten Börsengang des Unternehmens ab. Dieser gilt bei den Beschäftigten als wenig populär, da dann verstärkter Druck auf die Mitarbeiter befürchtet wird. Zuletzt hatte der Wechsel von Transnet-Funktionären zur GDL für Aufsehen im Gewerkschaftslager gesorgt. Auch der DGB insgesamt und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die ebenfalls Bahn-Beschäftigte im Logistikzweig vertritt, lehnen die Privatisierung ab.
Quelle: ntv.de