Meuterei unter Aktionären Tui-Chef im Gegenwind
27.03.2008, 08:49 UhrDie Aktionäre des Reise- und Schifffahrtskonzerns Tui sollen dem Vorstandsvorsitzenden Michael Frenzel auf der anstehenden Hauptversammlung am 7. Mai das Vertrauen entziehen. Dies geht aus der heute veröffentlichten Einladung zur Hauptversammlung der in Hannover ansässigen Tui AG hervor. Daneben nennt die bisher veröffentlichte Kurzfassung der HV-Einladung keine außergewöhnlichen Anträge.
Der Dax-Konzern hatte erst in der vergangenen Woche nach langem Ringen der Aufspaltung des Konzerns zugestimmt. Michael Frenzel, der bis dahin die Zwei-Säulen-Strategie des Unternehmens stets verteidigt hatte, hatte einen Rücktritt damals ausgeschlossen.
Frenzel hatte vergangene Woche gesagt, er habe dem Aufsichtsrat selbst vor dem Hintergrund der Aktionärskritik noch nie seinen Rücktritt angeboten. Er sei auch noch nie an dem Zeitpunkt gewesen, nicht mehr fortfahren zu wollen. Eher das Gegenteil sei der Fall, und er sehe nun "auf die Zeiten, die vor ihm und den anderen Vorstandsmitgliedern liegen werden".
Angst um Arbeitsplätze
Nach Ansicht der Bundesregierung würde ein Verkauf der Reederei Hapag-Lloyd den Schifffahrtsstandort Deutschland schwächen. Für die Bundesregierung sei es wichtig, die Arbeitsplätze zu sichern, hatte die Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Dagmar Wöhrl, am vorvergangenen Samstag erklärt.
Das gelte auch für die Seeleute, die bei Hapag-Lloyd unter deutscher Flagge fahren. Zudem sei die Bundesrepublik als Exportweltmeister auf eine leistungsfähige Container-Schifffahrt angewiesen, sagte die parlamentarische Staatssekretärin. Wöhrl begrüßte das Engagement des Kreises von Hamburger Investoren, die Hapag-Lloyd als eigenständige Reederei mit Sitz in Hamburg erhalten möchten.
Missfallen der Analysten
Die geplante Abspaltung der Reederei Hapag-Lloyd vom Touristikkonzern Tui ist auch bei der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) auf Missfallen gestoßen. Die Analysten hatten kürzlich eine Überprüfung der Bonitätsbewertung angekündigt. Unter Umständen müsse das Rating von derzeit "BB-" um eine Stufe gesenkt werden.
Mit einer Trennung von Hapag-Lloyd verschlechtere sich das Risikoprofil der Tui, da sie dann ganz vom zyklischen Reisegeschäft abhängig wäre, begründete S&P-Analyst Michael Seewald seine Bedenken. "Die Größe und die auf der führenden Marktposition von TUI in Europa basierende Diversifikation können diese Risikofaktoren nur teilweise mildern."
Quelle: ntv.de