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Staat als Feuerwehr US-Autobauer wanken

Unter der Last neuer Milliardenverluste rasen die US-Autobauer General Motors (GM) und Ford immer schneller auf den Abgrund zu. In ihrer Not rufen sie weltweit bei Regierungen und der Europäischen Union nach milliardenschweren Staatshilfen.

Dies sei eine der schwersten Krisen der Autoindustrie in der Geschichte, sagte GM-Chef Rick Wagoner am Freitag in einer Telefonkonferenz. Sie sei "breiter, tiefer und länger als bisher erwartet", warnte Ford-Chef Alan Mulally.

Der Opel-Mutterkonzern GM fuhr im dritten Quartal ein Minus vor Sondereffekten von 4,2 Milliarden Dollar (3,3 Mrd. Euro) ein. Der Umsatz fiel um 13 Prozent auf 37,9 Mrd. Dollar. Einen Teil der Verluste schob GM zudem nach Europa ab: Das Geschäft rund um die Hauptmarke Opel stürzte mit einem operativen Verlust von einer Milliarde Dollar tief ins Minus.

Ford erlitt im dritten Quartal nach Steuern ein operatives Minus von fast drei Milliarden Dollar (2,3 Mrd. Euro). Der Umsatz brach um 22 Prozent auf 31,1 Milliarden Dollar ein. In Europa erzielte Ford einen kleinen Vorsteuergewinn von 69 Mio. Dollar nach einem Plus von 293 Mio. Dollar ein Jahr zuvor.

Versicherungsschutz aufgehoben

Der Kreditversicherer Euler Hermes hob für Lieferanten von GM und Ford bereits den Versicherungsschutz auf. Die Situation bei den zwei Konzernen habe sich "erheblich verschlechtert", so die Begründung. Beim Autobauer Opel bestätigte ein Sprecher, dass Euler Hermes den Versicherungsschutz für Opel-Lieferanten im Oktober aufgehoben hat. Eine Sprecherin von Ford in Köln sagte, von Euler Hermes würden offenbar keine Neuverträge mehr mit Ford-Zulieferern abgeschlossen. "Wir stehen mit dem Kreditversicherer in Kontakt, um die Gründe für diese Maßnahme zu verstehen", sagte sie.

Von dem Schritt ist die gesamte Gruppe sowohl bei GM als auch bei Ford betroffen, also auch die Adam Opel GmbH und die Ford-Werke GmbH in Deutschland. Das bedeute für die Zulieferer, dass sie sich bei Geschäften mit Opel und Ford nicht mehr über Euler Hermes gegen Zahlungsrisiken versichern können.

Die Reserven schmelzen

GM verbrannte im dritten Quartal weitere fast sieben Milliarden Dollar seiner bereits bedrohlich verringerten Kapitalreserven. Bei Ford gingen sogar 7,7 Milliarden Dollar durch den Auspuff. Ohne neue Finanzmittel könne beiden in ein paar Monaten das Geld ausgehen, so Analysten.

Bei einem Autogipfel in Washington verlangten GM, Ford und auch Chrysler vom amerikanischen Staat laut Medienberichten kurzfristig Kapitalspritzen von 50 Milliarden Dollar. Besonders GM und Ford mussten bereits mehrfach Insolvenzgerüchte dementieren.

Die Autobauer kündigten weitere Einsparungen und noch mehr Stellenstreichungen an. In Deutschland stehen die Bänder bei Opel wegen der Absatzkrise zeitweise still, Ford ordnete teilweise Kurzarbeit an.

GM verhandelt gerade mit Chrysler über eine Fusion zum nach Absatzzahlen weltgrößten Hersteller. Auch dafür bräuchte GM aber Berichten zufolge rund zehn Milliarden Dollar frisches Kapital.

Der weltweite Absatz von GM sank in den vergangenen drei Monaten um 11 Prozent auf 2,11 Mio. Autos. Fords verkaufte mit 1,17 Mio. Autos 21 Prozent weniger.

Quelle: ntv.de

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