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Schnelle Rückzahlung US-Banken haben es eilig

Nach der Veröffentlichung der sogenannten Stress-Tests für 19 führende US-Banken hat eine große Zahl der Geldinstitute eine rasche Rückzahlung der staatlichen Hilfsgelder angekündigt. Goldman Sachs, Morgan Stanley und andere Großbanken erklärten, sei seien in der Lage, bald die Gelder zurückzuzahlen. Goldmann Sachs und Morgan Stanley, die den Test bestanden haben und demzufolge selbst bei einer weiteren Verschlechterung der Krise kein zusätzliches Kapital benötigen, um überleben zu können, haben vom Banken-Rettungsfonds je zehn Mrd. Dollar erhalten. Auch die Citigroup, bei der ein Kapitalbedarf von 5,5 Mrd. Dollar testiert wurde, kündigte eine Rückzahlung der 45-Mrd.-Hilfe so bald wie möglich an.

Nach Angaben der Regierung müssen die Banken allerdings Bedingungen erfüllen, bevor sie mit der Rückzahlung der Staatshilfen beginnen können. So müssen sie nachweisen, dass sie genügend Eigenkapital haben, sich neues Kapital durch die Ausgabe von Aktien besorgen und langlaufende Anleihen ohne staatliche Garantien am Markt platzieren können.

Finanzminister Timothy Geithner hatte erklärt, die Regierung erwarte, dass die unterstützten Banken "mehr als die 25 Milliarden Dollar zurückzahlen, mit denen wir ursprünglich gerechnet haben". Die Regierung hat der Branche mit Hunderten Milliarden Dollar unter die Arme gegriffen. Um einen weiteren Kapitalbedarf der Branche frühzeitig zu erkennen, hat sie die 19 größten Banken dem Stress-Test unterzogen. Dieser ergab, dass zehn Institute einen Kapitalbedarf von knapp 75 Milliarden Dollar haben.

Wie die Regierung am Donnerstagabend nach Börsenschluss bei Vorlage der Ergebnisse bekanntgab, muss die Bank of America ihr Finanzpolster mit 33,9 Mrd. Dollar am deutlichsten aufbessern. Ihr folgen Well Fargo mit 13,7 Mrd. Dollar und GMAC mit 11,5 Mrd. Dollar. Bei der Citigroup veranschlagten die Prüfer unter Federführung der US-Notenbank Federal Reserve einen Kapitalbedarf von 5,5 Mrd. Dollar. Die Zahlen decken sich in etwa mit den Zahlen, die in den vergangenen Tagen schon durchgesickert waren.

Die US-Regierung hofft vor allem, mit Vorlage der Ergebnisse Klarheit zu schaffen und das Vertrauen in den Finanzmarkt wiederherzustellen, um einen Ausweg aus der tiefsten Rezession seit Jahrzehnten zu finden.

Wall Street optimistisch

An der Börse kamen die Ergebnisse des Stress-Tests zunächst gut an: nachbörslich legten die Kurse zu. Der Gesamtbedarf der Banken fiel indes niedriger aus als von einigen Analysten angenommen. "Die Überraschung besteht nicht in der Größe der Ausfälle", erklärte Andy Busch von BMO Capital Markets in Chicago. "Wichtiger ist der Umstand, dass die Banken sich umgehend um eine Kapitalerhöhung am Markt bemühen, damit sie die Löcher stopfen können." Die Geldhäuser könnten nach Meinung des Analysten mit dem Plan richtig liegen: "Nach der Rally am Markt könnte es der beste Moment dafür sein." In den vergangenen Tagen hatten die Aktien vieler Großbanken an der Wall Street kräftige Gewinne verzeichnet.

Eric Kuby von North Star Investment äußerte sich wie viele Analysten wenig überrascht über die Ergebnisse: "Die Angst vor einer Verstaatlichung oder einem Bankrott hat sich mehr oder weniger aufgelöst", sagte er. Die Aufmerksamkeit für die Stress-Tests sei aber deshalb so groß gewesen, weil die Pleite einer Großbank Schockwellen durch die Gesamtwirtschaft gesandt hätte. Investoren sollten daraus aber noch nicht schließen, dass Bankentitel nun eine großartige Kaufoption seien, meinte Kuby.

Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse wird zugleich eine deutliche Grenze gezogen zwischen jenen Geldhäusern, die robust durch die Finanzkrise gekommen sind, und solchen, die nun als schwächer wahrgenommen werden könnten. So überstanden etwa JPMorgan, Goldman Sachs und American Express den Test ohne weitere staatliche Auflagen.

Mehr als 150 Regierungsangehörige haben geprüft, wie die Bilanz von 19 US-Großbanken aussähe, falls sich die Wirtschaftskrise nochmals verschärfen sollte. Stellten sie fest, dass ein Institut nicht genügend Polster hat, um "seine zentrale Rolle in der Volkswirtschaft zu erfüllen" - also Geld an Firmen und Verbraucher zu verleihen -, hat es ein halbes Jahr Zeit, Geld aufzutreiben. Die Regierung hat der Branche bereits mit Hunderten Milliarden Dollar unter die Arme gegriffen.

Planspiel auf höchster Ebene

Die vorgelegten Befunde sind das Ergebnis eines 45-tägigen Prüfungsverfahrens, in dessen Verlauf mehr als 150 Mitarbeiter von Finanzministerium, Notenbank und Bankenaufsicht die Bücher der größten US-Banken untersucht haben.

In Rechenmodellen spielten sie durch, ob die Banken mit ihrer derzeitigen Kapitalausstattung auch bei einer Verschärfung der Rezession ihren Bestand und ihre Fähigkeit zur Kreditvergabe sichern könnten. Zugrundegelegt wurde dabei die Vermutung, dass das Bruttoinlandsprodukt in den USA in diesem Jahr um 3,3 Prozent schrumpft.

Banken mit zu wenig Kapital sollen sich dieses binnen sechs Monaten bevorzugt auf dem privaten Kapitalmarkt beschaffen. Von der Vorlage der Testbefunde erhofft sich die Regierung eine Stabilisierung des Finanzsektors. Die Ergebnisse der Prüfung sollen die Transparenz des Sektors stärken und ein Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens sein.

Bis ins Weiße Haus

Bereits zuvor hatte sich die US-Regierung von der lang geplanten Vorlage der Ergebnisse ihres "Belastungstests" für Großbanken eine Stabilisierung des Finanzsektors erhofft. Die Veröffentlichung der Befunde aus dem staatlichen Prüfverfahren werde "einiges Vertrauen in das Finanzsystem sowie wirkliche Klarheit über den Weg nach vorne" schaffen, hatte US-Präsidentensprecher Robert Gibbs am Nachmittag im Weißen Haus bekanntgegeben. Die Regierung gehe nicht davon aus, dass der Kongress weitere staatliche Gelder zur Stützung angeschlagener Banken freigeben müsse, sagte Gibbs.

Beobachter in US-Medien waren zuletzt davon ausgegangen, dass etwa die Hälfte der untersuchten Banken neues Kapital benötigen dürfte. Die 19 gestesten Banken wachen über rund zwei Drittel aller Kapitaleinlagen in den USA. Sie haben bereits Staatshilfen in dreistelliger Milliardenhöhe erhalten.

Zur Lage in Deutschland

In Deutschland drängen die privaten Geschäftsbanken auf eine zügige Lösung zur Bereinigung der Bilanzen von Schrottanlagen. Dies sei nötig, um die Funktionsfähigkeit im Finanzbereich schnell wiederherzustellen, sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Andreas Schmitz, beim CDU-Wirtschaftsrat. "Schnell, das heißt konkret eine abschließende Befassung des Parlaments wenn irgend möglich noch vor der Sommerpause." Gelinge das nicht, drohe eine Abwärtsspirale. Das wäre in der aktuellen Lage fatal, warnte er.

Die Banken wollten sich nicht aus der Verantwortung für die von ihnen eingegangenen Risiken und Verluste stehlen, sagte Schmitz. "Die Banken bleiben in der Verantwortung." Es gehe nicht darum, alle Risiken auf den Steuerzahler abzuwälzen. Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einem Konzept für die Bereinigung der Bankenbilanzen von den sogenannten Schrottanlagen. Sie will über das Modell dafür am 13. Mai im Kabinett befinden.

Quelle: ntv.de, AFP / rts

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