Trotz Export-Rekord US-Defizit wächst
11.09.2008, 17:09 UhrDie USA haben im Juli von der Dollar-Schwäche profitiert und mehr exportiert als jemals zuvor. Zugleich stiegen die Importe wegen Rekordständen beim Öl deutlich an. Das Handelsbilanzdefizit kletterte auf 62,2 Mrd. US-Dollar, das ist der höchste Stand seit März 2007 und deutlich mehr als von Experten erwartet. Allerdings deutete sich für den Folgemonat eine Entspannung an: Weil inzwischen der Ölpreis deutlich gesunken ist, gingen die Importpreise im August erstmals in diesem Jahr zurück.
Profitiert haben dürften die Exporteure in den USA vom Verfall des Dollar: Die US-Konzerne führten im Juli Waren im Wert von 168,1 Mrd. US-Dollar aus, mehr als je zuvor. Besonders gefragt waren Vorleistungs- und Investitionsgüter, Autos und Konsumgüter - hier wurde überall ein Rekord erreicht. Doch das glich den Anstieg der Importe nicht auch nur annähernd aus: Die Einfuhren summierten sich auf 230,3 Mrd. US-Dollar, ebenfalls einen Rekordwert. "Das Defizit stieg ziemlich stark an, aber das ist alles auf das Öl zurückzuführen", sagte Kevin Logan von Dresdner Kleinwort. Mitte Juli hatte der Preis für ein Barrel leichtes US-Öl noch einen Rekordwert von mehr als 148 Dollar erreicht - derzeit liegt er noch bei gut 102 US-Dollar.
Ölpreis fällt
Der Preisverfall beim Öl im August war so stark wie seit April 2003 nicht mehr. Er ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass wegen einer schwächeren Konjunktur in vielen Industrieländern, allen voran den USA, die Nachfrage sinkt. Allerdings führten die USA im Juli mit 342 Mio. Barrel Öl so viel von dem Rohstoff ein wie seit Juni 2004 nicht mehr.
Die Einfuhren kosteten im August 3,7 Prozent weniger als im Juli, dabei verbilligten sich Ölimporte mit 12,8 Prozent so stark wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Doch nicht nur die Importpreise fielen, auch für ihre Exporte konnten die US-Konzerne weniger Geld verlangen. Die Ausfuhrpreise sanken um 1,7 Prozent, das ist der erste Rückgang seit Oktober 2006 und der stärkste Fall seit Einführung der Statistik 1988. Nach Angaben des Arbeitsministeriums ist das allerdings vor allem auf den Preisrückgang bei wichtigen landwirtschaftlichen Gütern wie Weizen, Mais und Sojabohnen zurückzuführen.
Der Rückgang bei den Importpreisen zeige, dass der Preisauftrieb in den USA seinen Höhepunkt überschritten haben dürfte, schrieb Postbank-Analyst Heinrich Bayer. In den kommenden Moanten dürften der weiter gesunkene Ölpreis und der aufwertende Dollar weiteren Druck aus der Pipeline lassen. Das wären gute Nachrichten für die US-Notenbank Fed, die in der kommenden Woche über ihre Zinspolitik entscheidet.
Quelle: ntv.de