Rauer Wind aus Übersee US-Krise drückt Ifo-Klima
28.08.2007, 10:37 UhrDie deutsche Wirtschaft reagiert nur leicht verschnupft auf die Turbulenzen an den Finanzmärkten. Das Ifo-Geschäfsklima verschlechterte sich im August auf 105,8 von 106,4 Punkten im Vormonat. Zwar beurteilten die rund 7000 befragten Firmen ihre Lage etwas besser, ihre Geschäftserwartungen trübten sich aber ein. Uneins sind sich Analysten, ob das Ergebnis des Konjunkturtests für oder gegen eine Leitzinserhöhung spricht.
Analysten hatten im Schnitt mit einem stärkeren Rückgang des wichtigsten Konjunkturbarometers auf 105,4 Zähler gerechnet. Der Lageindex stieg auf 111,5 von 111,3 Punkten, der Gradmesser für die Erwartungen fiel auf 100,4 von 101,7 Zählern. Das Ifo befragt monatlich Unternehmen aus allen Teilen der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland.
Ifo Präsident Hans-Werner Sinn führte den dritten Rückgang des Ifo-Index in Folge auf die Unsicherheit an den Finanzmärkten in Folge der US-Hypothekenkrise zurück. Er fügte aber hin: "In den Erwartungen kommt nach wie vor Optimismus zum Ausdruck, er hat sich allerdings erneut abgeschwächt." Das Ifo-Institut unterstrich, dass sowohl die Lage als auch die Erwartungen noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt des Index liegen.
Die Krise am US-Immobilienmarkt hatte die Börsen weltweit in Unruhe gestürzt. Zentralbanken stellten den Banken zusätzliche Kredite über hunderte Milliarden Euro zur Verfügung, um der Vertrauenskrise zu begegnen und den sprunghaften Anstieg der Kurzfristzinsen zu stoppen. Diese sind für die Kreditkosten der Unternehmen von zentraler Bedeutung.
Banken-Volkswirte bewerteten den Rückgang des Ifo-Index insgesamt als undramatisch. "Es gibt keinen Hinweis, dass die Firmen davon ausgehen, dass sich die Finanzbedingungen signifikant verschlechtert haben", sagte Dirk Schumacher von Goldman Sachs. Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim sagte, der Ifo-Index halte sich erstaunlich gut: "Das dritte Quartal wird ein gutes Wachstum liefern." Eine restriktivere Kreditvergabe könnte das Wachstum in der Euro-Zone aber etwas dämpfen.
Der Rückgang des Konjunkturbarometers spricht Kastens zufolge außerdem gegen eine Anhebung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) im September. Jörg Lüschow von der WestLB hält die Frage noch nicht für entschieden: "Die Aussichten, dass es dazu kommt, sind aus unserer Sicht etwas höher als fifty-fifty." EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte zwar kürzlich eine Erhöhung des Leitzinses von derzeit vier Prozent angedeutet. Am Montag hatte er aber unterstrichen, dass er dies vor Beginn der Turbulenzen an den Finanzmärkten getan habe. Schumacher sagte, der nur leichte Rückgang des Ifo-Index dürfte bei der EZB für Erleichterung sorgen. Damit steige die Wahrscheinlichkeit, dass es doch zu einer Zinserhöhung komme.
Quelle: ntv.de