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Fed gelassen, Politik alarmiert USA lassen nach

Die US-Wirtschaft hat nach Einschätzung der US-Notenbank Federal Reserve zum Jahresende an Schwung verloren. Die Wirtschaftsleistung habe zwar weiter zugelegt, jedoch in einem moderateren Tempo, hieß es am Mittwoch im Konjunkturbericht der Fed, der als "Beige Book" bekannt ist. Die US-Aktienmärkte reagierten zunächst kaum auf die Veröffentlichung. Volkswirte bezeichneten den Bericht als ausgeglichen und zeigten sich eher überrascht darüber, dass die Fed keine neuen Hinweise auf eine drohende Rezession lieferte.

Im Beige Book heißt es zwar, die meisten Indizien deuteten darauf hin, dass die Umsätze des Einzelhandels im Weihnachtsgeschäft sowie die Autoverkäufe in den letzten Wochen des Jahres eher schwach waren. Der Immobilienmarkt habe sich zudem landesweit weiter abgekühlt. Dagegen profitiere jedoch die Exportindustrie sowie der Tourismus vom schwachen US-Dollar. Die Notenbanker sprachen zwar von Inflationsgefahren, sehen jedoch bislang nur geringe Lohnerhöhungen.

Keine drastische Zinssenkung nötig

Die nächste reguläre Zinsentscheidung der US-Notenbanker um ihren Chef Ben Bernanke steht am 30. Januar an. An den Finanzmärkten gilt es mittlerweile als ausgemachte Sache, dass die Währungshüter der angeschlagenen US-Konjunktur mit einer kräftigen Zinssenkung unter die Arme greifen werden, um eine Rezession zu verhindern. In einer Umfrage kurz vor Veröffentlichung des Beige Book sagten alle 20 befragten Banken eine Zinssenkung um 50 Basispunkte voraus.

Derzeit beträgt der Schlüsselzins in den USA 4,25 Prozent. Bernanke selbst hatte erst in der vergangenen Woche gesagt, die Fed sei angesichts der Krise am US-Immobilienmarkt zu deutlichen Zinssenkungen bereit. Einige Marktteilnehmer spekulierten sogar schon auf eine Zinssenkung um 75 Basispunkte, wie Zinsfutures signalisieren. Der moderate Ton des Beige Book mache jedoch eine solch drastische Zinssenkung eher unwahrscheinlich, sagten Volkswirte nun. Auch eine überraschende Zinssenkung noch vor der Fed-Sitzung sei jetzt extrem unwahrscheinlich.

Politik wappnet sich gegen Rezession

Ungeachtet des moderaten Tons im Konjunkturbericht nehmen Pläne für ein milliardenschweres Konjunkturprogramm zur Abwehr einer Rezession Gestalt an. Spitzenvertreter von Republikanern und Demokraten im Repräsentantenhaus einigten sich am Mittwoch darauf, rasch ihre Bemühungen parteiübergreifend zu bündeln. Präsident George W. Bush kündigte an, nach der Rückkehr von seiner Nahost-Reise am Donnerstag auf einer Telefonkonferenz mit führenden Kongressabgeordneten beider Parteien über Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft zu beraten. Bei einem Treffen am Dienstag soll dies fortgesetzt werden.

Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, setzt darauf, dass dieses Gespräch dann den Weg für eine rasche Verabschiedung des Investitionsprogramms ebnet. "Wir hoffen, eine gemeinsame Grundlage zu finden und aus dem Treffen mit einem Gesetzesvorschlag herauszukommen", sagte die Demokratin. "Es besteht die dringende Notwendigkeit, etwas zu tun, und es jetzt zu tun." Im Jahr der Präsidentenwahl streben Abgeordnete beider Parteien ein Konjunkturprogramm über 100 Mrd. bis 125 Mrd. US-Dollar an. Es soll auch Steuererleichterungen beinhalten, um die Kaufkraft der Verbraucher zu stärken.

Neben der Immobilienkrise haben zuletzt ein kräftiger Anstieg der Arbeitslosigkeit, eine nachlassende Industrietätigkeit und sinkende Einzelhandelsumsätze die Furcht geschürt, dass die weltgrößte Volkswirtschaft nach sechs Jahren des Wachstums in eine Rezession abrutschen könnte.

Quelle: ntv.de

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