Deutsche Börse und SWX Übernahme der ISE
30.04.2007, 14:50 UhrDie Deutsche Börse und ihr Schweizer Kooperationspartner SWX haben die gemeinsame Übernahme der US-Derivatebörse International Securities Exchange (ISE) vereinbart. Die Deutsche Börse teilte am Montagabend mit, ISE solle mit einer Tochtergesellschaft der deutsch-schweizerischen Gemeinschaftsfirma Eurex verschmolzen werden und weiter selbstständig agieren.
Der verbindliche Vertrag dafür sei unterzeichnet, nötig seien nun noch die einfache Mehrheit der ISE-Hauptversammlung und die Zustimmung der US-Aufsichtsbehörde SEC.
Die Deutsche Börse werde 85 Prozent des Kaufpreises von insgesamt rund 2,8 Milliarden Dollar in bar bereitstellen, SWX 15 Prozent. Die Deutsche Börse werde ihren Anteil durch einen Überbrückungskredit von rund 1,5 Milliarden Euro sowie mit liquiden Mitteln finanzieren. Den Kredit will das Unternehmen durch Einbehaltung künftiger Gewinne und die Ausgabe von Schuldtiteln ablösen.
Die ISE wurde im Mai 2000 gegründet. Sie ist eine auf den Handel von Aktienoptionen spezialisierte Derivatebörse und in ihrer Art die größte in den USA. Ihr Umsatz lag im vergangenen Jahr bei rund 178 Mio. US-Dollar, unter dem Strich lag der Gewinn bei 55 Mio. Dollar. Nach eigenen Angaben wickelte die ISE 2006 rund 30 Prozent des gesamten Handels mit Aktienoptionen in den USA ab. Die Aktie der ISE ist seit März 2005 an der Wall Street gelistet.
Eine Übernahme oder Fusion der Deutschen Börse mit der ISE passt nach Ansicht von Analysten gut zur Strategie der Frankfurter, die seit längerer Zeit dem boomenden Derivategeschäft größere Zukunftschancen einräumen als dem klassischen Handel mit Aktien und Anleihen. Die Deutsche Börse verfügt mit der Eurex über die größte Derivatebörse der Welt.
Diese steht im Zuge des Übernahmekampfes um die Cicagoer Derivatenbörse CBOT (Chiacgo Board of Trade) unter Druck. Für die CBOT hat bislang nicht nur die lokale Konkurrentin CME (Chiacgo Mercantile Exchange) ein Angebot vorgelegt - auch die Intercontinental Exchange (ICE) hatte im März rund zehn Milliarden Dollar für die CBOT geboten.
Spätestens seit dem Übernahmeangebot der CME für die CBOT im vergangenen Jahr ist die Branche - in der zuvor nur Übernahmen und Fusionen von klassischen Börsenbetreibern stattgefunden hatten -zusätzlich in Bewegung, da nun auch die Derivatebörsen ins Zentrum der Aktivitäten rückten.
Eichelmann wird Finanzvorstand
Ebenfalls am Montagabend wurde bekannt, dass Thomas Eichelmann neuer Finanzvorstand der Deutsche Börse AG wird. Der Aufsichtsrat habe dem Dienstvertrag zugestimmt, teilte der Börsenbetreiber mit. Den Termin für die Bestellung von Eichelmann werde die Gesellschaft in Abstimmung mit dem aktuellen Arbeitgeber von Eichelmann, Roland Berger Strategy Consultants, festlegen. Bei Roland Berger ist der 41-Jährige seit 2003 Mitglied der weltweiten Geschäftsführung.
Quelle: ntv.de