Fortis-Manager hoffen Übernimmt ING die ABN Amro?
28.09.2008, 20:42 UhrEin Verkauf der in finanziellen Nöten steckenden Finanzgruppe Fortis wird nach einem Bericht des "Wall Street Journal" (WSJ) wahrscheinlich. Wie die Zeitung am Sonntag unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen schreibt, sind ein Komplettverkauf oder eine Veräußerung von Teilen von Fortis Optionen. Involviert ist neben der niederländischen und der belgischen Politik auch die EZB.
Laut der flämischen Zeitung "De Standaard" übernimmt die niederländische Bank ING die ABN Amro Bank von der angeschlagenen Fortis-Gruppe. Demnach soll ING für ABN Amro zehn Milliarden Euro bezahlen. Das sei weniger als die Hälfte dessen, was die belgische-niederländische Fortis-Gruppe vor einigen Monaten für die teilweise Übernahme der Bank bezahlt hatte.
Fortis-Manager und Regierungsvertreter prüfen zwei Optionen für das Institut, heißt es im WSJ: Eine Komplettveräußerung an einen einzigen Käufer oder eine Zerschlagung des Konzerns, welcher vor allem in der wohlhabenden Benelux-Region Versicherungs- und Bankgeschäfte betreibt. Jede Option könnte jedoch von der Bereitschaft der Regierungs- und der Zentralbankvertreter abhängen, dem Institut finanzielle Unterstützung zu gewähren oder die "Bad Assets" zu übernehmen. Niederländische und belgische Vertreter wollen noch am Sonntagabend eine Lösung verkünden.
Noch gibt es Hoffnung
Das Fortis-Management hat dem Bericht zufolge noch einige Hoffnung, mit dem Verkauf von Vermögenswerten das Unternehmen als unabhängiges Institut zu bewahren. Als potenzielle Käufer werden der niederländische Finanzkonzern ING und die französische BNP-Paribas gesehen, sagte eine mit der Situation vertraute Person dem "WSJ".
Sollte Fortis zerschlagen werden, ist es wahrscheinlicher, dass die niederländische und die belgische Zentralbank Unterstützung gewähren müssen, indem sie einige "saure" Aktiva übernehmen.
Sprecher der drei Banken wollten den Bericht nicht kommentieren bzw. waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Ebenso Vertreter der niederländischen und der belgischen Notenbank.
Ein Fall für die EZB
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet traf sich am Sonntagnachmittag mit dem belgischen Ministerpräsidenten Yves Leterme um die Situation bei Fortis zu diskutieren, wie ein Sprecher Letermes dem "WSJ" bestätigte. Separat bestätigte eine EZB-Sprecherin das Treffen ohne den Inhalt kommentieren zu wollen. Leterme hat zudem die Regierung noch für Sonntag zu einer Notsitzung zusammengerufen, in der verschiedene Lösungen besprochen werden sollen.
Der Fortis-Aktienkurs war am Freitag allein um 20 Prozent wegen mangelnden Vertrauens in die Solvenz des Konzerns eingebrochen. Seit Beginn des Jahres hat das Institut 71 Prozent an Wert verloren.
Der Interims-CEO Herman Verwilst hatte an dem Tag mehrfach beteuert, das Unternehmen sei nicht in Liquiditätsschwierigkeiten. Der Konzern hatte am gleichen Tag den Verkauf von Vermögenswerten angekündigt. Am Freitagabend ersetzte Fortis Verwilst überraschend durch Filip Dierckx.
Quelle: ntv.de