Einstieg bei Versatel United Internet fährt zweigleisig
29.11.2007, 15:15 UhrUnited Internet fährt künftig zweigleisig, um bei der erwarteten Konzentration im Markt für schnelle Internetzugänge (DSL) schlagkräftig handeln zu können. United Internet stieg mit gut 20 Prozent beim Düsseldorfer Telekommunikationsanbieter Versatel ein und schließt eine Erhöhung des Anteils nicht aus. Gleichzeitig bastelt das Unternehmen aus Montabaur weiter zusammen mit dem Mobilfunkdienstleister Drillisch an einer möglichen Übernahme des Konkurrenten Freenet.
United Internet, nach der Deutschen Telekom zweitgrößte Anbieter von DSL-Anschlüssen in Deutschland, bezahlte im Durchschnitt 14,46 Euro je Versatel-Aktie - also insgesamt 127 Mio. Euro. Der Einstieg verhalf der Versatel-Aktie zu einem satten Kurssprung. "United Internet verfolgt mit der Beteiligung eine strategische Positionierung im Rahmen der erwarteten weiteren Konsolidierung des deutschen DSL-Marktes", erläuterte der Käufer.
Versatel bietet Sprach- und Internetanschlüsse für Privat- und Geschäftskunden an und erreicht mit seinem eigenen Glasfasernetz etwa 25 Prozent der Bevölkerung. United Internet besitzt kein eigenes Netz und greift auf Infrastruktur von Wettbewerbern zurück. "Wir freuen uns auf jeden Aktionär, der an der strategischen Weiterentwicklung und Expansion der Versatel interessiert ist", sagte Versatel-Chef Peer Knauer.
Versatel gehört mehrheitlich dem Finanzinvestor Apax und gilt in der Branche schon länger als Übernahmekandidat. Kaufgerüchte wurden zuletzt durch Einstieg der Berenberg Bank mit 15,05 Prozent angeheizt. In Finanzkreisen hieß es, die Bank habe ihren Anteil mittlerweile an United Internet weitergegeben. Das Institut wollte sich nicht dazu äußern. Die Handelsvolumina der vergangenen Tage lassen vermuten, dass der 20-Prozent-Anteil von United Internet nicht ausschließlich im freien Handel erworben wurde, sondern dass sich einer der großen Aktionäre von Anteilen trennte. Neben Apax ist auch der niederländische Investor Cyrte an Versatel beteiligt.
Eine Konsolidierung in der Branche streben United Internet und der Mobilfunkdienstleister Drillisch auch über ihr Gemeinschaftsunternehmen MSP an. Drillisch brachte seine restlichen Anteile in die gemeinsame Holding MSP ein, die nun rund zehn Prozent an Freenet hält. Die Partner hatten sich verbündet, um sich die Möglichkeit zu eröffnen, Anteile an Freenet aufzustocken. Diese Option wollen sich United Internet und Drillisch nach eigenen Angaben offenhalten. Die Option, weitere 18,5 Prozent an Freenet vom Finanzinvestor Vatas zu übernehmen, nutzen sie aber nicht.
Drillisch macht sich seit längerem für eine Aufspaltung von Freenet stark, um sich das Mobilfunkgeschäft einverleiben zu können. Darüber laufen exklusive Gespräche. Ein Verkauf des Mobilfunkgeschäfts ist aber an eine Gesamtlösung für das Unternehmen geknüpft. United Internet ist jedoch aus bilateralen Gesprächen mit Freenet über das DSL-Geschäft ausgestiegen.
Quelle: ntv.de